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„Ja zu Migration“ gestartet: Melanchthon-Akademie unterstützt Kampagne

Kampagne „Ja zu Migration“ gestartet. Jetzt mitmachen!

Die Kampagne „Ja zu Migration“ setzt der zunehmenden Hetze gegen Migrant:innen und der Problematisierung von Migration eine positive, faktenbasierte, persönliche und empathische Darstellung entgegen. Sie setzt damit ein klares Zeichen für ein solidarisches Miteinander.

Die Melanchthon-Akademie unterstützt diese wichtige Kampagne und lädt dazu ein, mit einem eigenen Portrait oder Gruppenfoto Teil der Kampagne zu werden!

Alle Infos über die Kampagne und zum Mitmachen auf www.ja-zu-migration.de.

Raum für Risse: Die japanische Reparaturtechnik Kintsugi

Die japanische Reparaturtechnik Kintsugi fügt den Raum zwischen zwei zerbrochenen Scherben mit Gold sichtbar wieder zusammen und markiert den Riss durch Schönheit. Manchmal treffen in Spalten und Rissen alte Wurzeln und junge Pflanzen. Das steht sinnbildlich für den achtsamen Umgang mit Brüchen und deren sichtbaren Spuren. Hier finden wir den Raum, den wir brauchen – zum Atmen, Wachsen, Verstehen. Herzliche Einladung, das Unvollkommene und unsere Verletzlichkeit, biografische, gesellschaftliche Risse, Verwundungen und das, was daraus entstehen kann zu erkunden.

VERANSTALTUNGSHINWEISE

Mi., 10.09.2025, 18:00 – 21:00 Uhr
Vorraum für Risse
Workshop
Wir nähern uns kreativ und achtsam unseren eigenen Rissen – jenen Erfahrungen, Fragen oder Widersprüchen, die vielleicht schmerzen, aber auch Kraftquellen sein können. Wir verweben diese persönlichen Spuren mit den größeren Rissen unserer Zeit: soziale Ungleichheit, Klimakrise, der humanitäre Krise an den europäischen Außengrenzen, im Nahen Osten und in der Ukraine, Isolation, Umbrüche im Miteinander. Sie können kreativ schreiben, performativ oder künstlerisch arbeiten. Die entstehenden Kunst-, Kreativ- und Wortwerke werden, wenn Sie das möchten, am Sa., 27.09.2025 im „Raum für Risse“ auf dem Kartäuserkirchengelände ausgestellt.
1 Termin | 16,00 € | Nr. 3210BR

Sa., 27.09.2025, 11:00 – 17:00 Uhr
Raum für Risse
Zeit für Erkundung im Innen und im Außen
Wir laden Sie ein zum „Raum für Risse“ – einem Tag der Begegnung mit Platz für Risse, Schmerz und Schönheit, für Aushalten, für Trost und eine leise Prise Hoffnung. Mit Kunst und Kultur mit Theater und Gebet mit Lesung und Klang auf dem Gelände der Kartäuserkirche.
Eintritt gegen Spende | Nr. 6203BFS | Kartäusergasse 7, 50678 Köln

Wohnungslose Menschen zeigen ihre Stadt in Fotografien: „Die Stadt aus meiner Perspektive“

Im Februar 2023 beginnen die Klienten der Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie am Salierring zu fotografieren. Jeden Monat neue Einwegkameras, jeden Monat besprechen wir die Werke. Die entstandene Ausstellung wird auch in den nächsten Monaten noch an verschiedenen Kölner Orten zu bewundern sein.

Michael Lampa, Leiter der Einrichtung am Salierring, erinnert sich: „Wir schafften also diese Einwegkameras an und fragten unsere Leute, ob sie Lust hätten, an einem Fotoprojekt teilzunehmen.“ Dieser Schritt an sich stellt für einige, deren Freizeitgestaltung der Bewältigung persönlicher Probleme und struktureller Unsicherheiten beinahe komplett gewichen ist, eine Hürde dar. Manche haben negative Erfahrungen mit sozialen Projekten gemacht und erleben es immer wieder, ausgeschlossen zu sein. „Ich glaube, dass es für Menschen generell ein großer Schritt ist, etwas Schöpferisches zu machen und sich damit öffentlich zu zeigen. Dazu gehört Mut. Menschen, die wohnungslos sind, haben häufig und in vielen Situationen Ablehnung erfahren. Für uns war es deshalb wichtig, keinen Leistungsdruck zu erzeugen und eine möglichst wertschätzende und positive Atmosphäre zu schaffen“, beschreibt Michael Lampa.

Dazu gehört auch, dass die Projektteilnehmenden von Anfang an in den Prozess eingebunden sind. Michael Lampa: „Wir haben kaum Vorgaben gemacht.“ Die Teilnehmenden wählen ihre Motive vollkommen eigenständig, manche gehen in die Natur, andere zeigen ihr Köln, Dritte konzentrieren sich gezielt auf das Aufzeigen von Missständen in der Stadt. Jede Herangehensweise ist willkommen, denn sie zeigt genau das: Die Stadt aus meiner Perspektive. So ist es jedem Teilnehmer möglich (tatsächlich war es strukturell bedingt eine männliche Gruppe), seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. In den Werkbesprechungen kann getestet werden, wie die Idee funktioniert hat, ob vielleicht etwas angepasst oder verändert werden kann an der fotografischen Technik oder der Motivwahl selbst und besonders – welches der Fotos sich eignet, von größeren Gruppen gesehen zu werden, sprich an die Öffentlichkeit zu gehen.

Wie an den Fotografien erkennbar ist, folgen Projekt und Motive dabei dem Verlauf eines Jahres. Aufnahmen zeigen den Karneval, den Sommer am See, zeigen karge Herbstbäume und Winterlandschaften; eine vermeintliche Idylle, der das plötzliche Sich-bewusst-Werden entgegensteht, dass hier das Zelt gestanden haben muss, das man zum Schutz vor den Widrigkeiten außerhalb der Stadt aufgestellt hat.

Die fotografischen Ergebnisse sind trotz Einwegkameras künstlerisch wertvoll und inhaltlich eindrucksvoll. Sie dokumentieren nicht nur die Lebensrealitäten der Teilnehmenden, sondern geben kreative bis sozialkritische Einblicke in eine Welt, die vielen verborgen bleibt: Der etwas andere Blick in die vertraute Ecke der Stadt, das kleine Alltagsritual, das die Härte des Tages vielleicht durchbricht oder ein emotional bewegender Moment. Dabei wird bewusst darauf geachtet, keine Personen erkennbar abzubilden, um die Privatsphäre der Menschen zu wahren.

„Die Stadt aus meiner Perspektive“ erzählt persönliche Geschichten ganz ohne Worte – auch die schweren Wahrheiten werden nicht verschwiegen. Schonungslos, aber mit ebenso großer Sensibilität und Kraft, da die Geschichte selbst erzählt ist.

„Mit der Zeit hatte ich den Eindruck, die Fotografen über ihre Bilder von einer anderen Seite kennenzulernen. Jeder hat hier seine individuellen Eigenheiten, achtet auf andere Details und zeigt damit auch ein Stück seiner eigenen Persönlichkeit“, reflektiert Michael Lampa.

Aus rund 1000 geknipsten Fotografien wählen wir die 100 besten Fotos gemeinsam mit den Fotografen aus. Vier der insgesamt acht Teilnehmenden haben besondere Freude am Projekt entwickelt und sind regelmäßig bei den Sitzungen anwesend. Ein Teilnehmer nimmt inzwischen täglich Fotos auf seinem Handy auf und stellt diese aktuell in Nippes in einem Café aus.

Die Bilderauswahl dieses Projekts des Diakonischen Werks Köln (unter Leiter Michael Lampa und der stellv. Leiterin Maja Schumacher) und der Melanchthon-Akademie (Verantwortung Studienleiterin Lena Felde), gefördert von der Aktion Mensch, wurde im ersten Halbjahr 2025 bereits in drei Kölner Kirchengemeinden gezeigt. Im zweiten Halbjahr wandert die Ausstellung noch an weitere Orte, die wir online bekanntgeben. Dann wird die Auswahl auch nochmal als Kalender verfügbar sein, dessen Erlös der Wohnungsnotfallhilfe der Kölner Diakonie zugutekommt.

Das Projekt zeigt eindrucksvoll: Kreativität kann Brücken bauen – und den Dialog zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Menschen unterschiedlicher Lebenswelten fördern. Kunst als Mittel zur Selbstermächtigung kann ein Schritt sein hin zu mehr Verständnis und Respekt im Umgang miteinander. Dafür wird es weiterhin wichtig bleiben, die oft verborgenen Stimmen hörbar zu machen.

WenDo: Selbstbehauptung und Selbstverteidigung als Bildungsauftrag

In der Erwachsenenbildung gewinnen Themen wie Gewaltprävention, Persönlichkeitsstärkung und Gendergerechtigkeit zunehmend an Bedeutung. Ein Ansatz, der all diese Aspekte vereint und dabei auf lebensnahe, praxisorientierte Weise arbeitet, ist WenDo – ein feministisches Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungstraining für Frauen und Mädchen.

Der Name „WenDo“ setzt sich aus dem englischen Wort(en) „when“ (für Zeitpunkt) und dem japanischen „Do“ (Weg) zusammen. Übersetzt bedeutet es sinngemäß: „Weg der Frauen“. WenDo wurde in den 1960er Jahren in Kanada entwickelt als Reaktion auf die gesellschaftsspezifischen Bedürfnisse und Erfahrungen von Frauen. Es entstand eine Methode, die Strategien zur Verhütung von Angriffen mit konkreter Verteidigung oder körperlicher Gegenwehr kombiniert.

WenDo ist keine Kampfkunst im klassischen Sinn. Es geht nicht um sportliche Leistung, körperliche Fitness oder Trainingsdisziplin. Vielmehr zielt WenDo auf das Erkennen und Vermeiden gefährlicher Situationen, auf Selbstbehauptung und Selbstverteidigung im umfassenden Sinn versteht. Die Teilnehmerinnen lernen, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu kommunizieren, sich klar und deutlich auszudrücken – mit Stimme, Blick und Körpersprache – und im Ernstfall gezielt und effektiv zu handeln.

Typische Inhalte eines WenDo-Kurses sind:

  • das Erkennen und Einschätzen von Gefahren
  • das Einüben klarer „Nein“-Situationen
  • Stimmbildung und Körpersprache mit Alltagsbezug
  • Rollenspiele mit Alltagsbezug
  • Reflexion sowie alltagspraktische körperliche Techniken

WenDo bietet eine Alternative zu gesellschaftlichen Machtverhältnissen und räumt der Erfahrung der Teilnehmerinnen den Vorrang ein. Erfahrungen, Perspektiven und die persönlichen Spielräume der Teilnehmerinnen stehen im Mittelpunkt. Jede Person soll sich in ihrem Alltag geschützt fühlen.

Feministischer Hintergrund

WenDo ist ein explizit feministischer Ansatz. Die Methode geht davon aus, dass Gewalt gegen Frauen kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem ist. Frauen erfahren in allen gesellschaftlichen Machtverhältnissen die bestimmte Gruppen systematisch benachteiligen. WenDo setzt hier an, indem es Selbstermächtigung fördert und einen Raum schafft, in dem Erfahrungen ernst genommen und Handlungsstrategien gemeinsam entwickelt werden können.

In den Kursen wird nicht nur trainiert, wie man sich körperlich wehren kann – mindestens ebenso wichtig ist es in der Auseinandersetzung mit eigenen Haltungen zu erkennen: Wovor habe ich Mut, und zu werden? Warum zögere, friere ich in Situationen? Wie kann ich meine Angst in Handeln verwandeln? WenDo schafft ein geschütztes Umfeld, in dem solche Fragen offen besprochen werden können.

Bedeutung für die Erwachsenenbildung

Gerade im Kontext der Erwachsenenbildung bietet WenDo großes Potential. In einer Zeit, in der die psychische und physische Belastung vieler Menschen steigt, Empowerment-Ansätze jedoch oft nur auf individueller Ebene greifen, bietet WenDo einen kollektiven, solidarisch Lernprozess. Es fördert Selbstwirksamkeit und stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – unabhängig von Bildungssstand, Herkunft oder Alter.

WenDo ist weit mehr als ein Selbstverteidigungskurs. Es ist ein Bildungsansatz, der Menschen stärkt, gesellschaftliche Strukturen hinterfragt und dazu anregt, dass Gewalt nicht als individuelles Schicksal, sondern als veränderbare Realität verstanden wird. WenDo leistet damit einen wichtigen Beitrag zu einer emanzipierten, solidarischen Gesellschaft.

Angebot in Kooperation mit Paula e.V.

Paula e.V. in Köln ist eine spezialisierte Beratungsstelle für Frauen ab 60 Jahren, die bestehende oder traumatische Erfahrungen von (sexualisierter) Gewalt, Stalking, Diskriminierung oder Pflegeabhängigkeit betreffen. Der Verein bietet traumasensible Beratung und therapeutische Unterstützung für Frauen aus der Lebenswelt Alter. WenDo als Selbstbehauptung und Selbstermächtigung bereichert Frauen auch in späteren Lebensphasen. Deshalb ist Paula e.V. gefragter Kooperationspartner für Bildungsurlaube und WenDo-Kurse bei der Akademie, um auch auf diese besonderen Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Orange Days #Köln gegen Gewalt an Frauen

Zwar fällt die Veranstaltung nicht in den Zeitraum der Orange Days, sie steht jedoch inhaltlich ganz in ihrem Zeichen.

VERANSTALTUNGSTIPPS

Mi, 10.09.2025, 10:00 – 14:00 Uhr
WenDo Kurs für Frauen ab 60
Stärken erkennen, Grenzen setzen und Handlungsspielräume erweitern
Sabine Rasquin
Teilnahmebeitrag nach Selbsteinschätzung: 10,00 – 45,00 € | Nr. 2526BIR

Kölner Rom:nja und ihre un-/sichtbare/-n Geschichte/-n

Im zweiten Halbjahr rücken Kölner Rom:nja mit ihren Geschichten in den Mittelpunkt einer Veranstaltungsreihe der Melanchthon-Akademie. Viele dieser Geschichten sind mit Erzählungen verbunden, in denen es um Zumutungen, Unsichtbarkeit, Verdrängung, Missachtung, Feindschaften, Gewalt oder Ressentiments geht.

Auf dem Bild sehen Sie die Teilnehmerinnen des Deutschkurses von Wila Borrings im ROM e.V. Am 9. Mai 2025 lasen sie bei einer festlichen Veranstaltung selbst verfasste Gedichte zum Thema „Wenn ich an meine Geschichte denke, denke ich an…“. Die Texte wurden auf Romanes, Serbisch und Deutsch zu Gehör gebracht.

Auf dem Bild sehen Sie die Teilnehmerinnen des Deutschkurses von Wila Borrings im ROM e.V. Am 9. Mai 2025 lasen sie bei einer festlichen Veranstaltung selbst verfasste Gedichte zum Thema „Wenn ich an meine Geschichte denke, denke ich an…“. Die Texte wurden auf Romanes, Serbisch und Deutsch zu Gehör gebracht.

Rom:nja sind schon sehr lange Teil der pluralen Gesellschaft in Deutschland und auch in Köln, wobei ihnen immer wieder eine selbstverständliche Zugehörigkeit abgesprochen wurde und wird. Ein spezifisch, sich gegen Rom:nja und Sinti:ze richtender (Gadje-)Rassismus war aus der deutschen Bevölkerung nie verschwunden – auch nicht nach dem Porajmos, dem nationalsozialistischen Genozid an europäischen Sinti:ze und Rom:ja.

Gadje-Rassismus imaginiert Sinti:ze und Rom:nja als fremdartig, anders, bösartig und wird auch in der Gegenwart als Begründung für Ausgrenzung, Feindschaft bis hin zu Gewalt genutzt. In der sog. Mitte-Studie des RomaniPhen Instituts stellte 2023 mehr als jede:r zweite befragte Person Sinti:ze und Rom:nja eine Neigung zur Kriminalität¹ vor – noch weniger als jede:r gaben in einer anderen Studie mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie ein Problem damit hätten, „wenn sich Sinti und Roma in meiner Gegenwart aufhalten“² – deutsche Zustände.

Immerhin, mehr als 80 Jahre nach dem Ende des NS, nach dem Zivilisationsbruch, nach der Befreiung von Auschwitz, sind solche Zustimmungswerte nichts anderes als ein Skandal.

Darum – um Zumutungen, Feindschaft, um das Verdrängen von NS-Verbrechen – wird es bei den Veranstaltungen in unserer Reihe gehen, aber nicht nur: wir wollen Kölner Rom:nja auch ganz andere Geschichten erzählen lassen: Geschichten vom Erinnern, vom Widerstand, von Kämpfen um Anerkennung sowie ihrer Bürger:innenrechte, von Selbstbehauptung und Empowerment, von Freundschaften, Allianzen und von Solidarität, von ganz alltäglichen Erfahrungen von Schönheit, Liebe und Geborgenheit, von Poesie und von Träumen, von Kreativität in der Literatur und der Romanes-Sprache, in der Musik und im Theater.

Bei allen Veranstaltungen kommen Menschen aus Rom:nja-Communities selbst zu Wort. Alle Veranstaltungen finden in Kooperation mit dem ROM e.V. Köln statt. Wir laden Sie und Euch herzlich dazu ein!

VERANSTALTUNGSHINWEIS

Di., 02.09.2025, 17:30–20:30 Uhr
Rom:nja. Auf Spurensuche der Geschichten von Rom:nja und Sinti:ze in Köln
Stadtführung
José Xhemajli und Lisa Willnecker
1 Termin | 5,00 € | Nr. 2212H

Mi., 03.09.2025, 19:00–20:30 Uhr
Unsichtbare Geschichte(n)? Perspektiven von Rom:nja auf Kölns Erinnerungskultur
Vortrag & Diskussion
José Xhemajli und Lisa Willnecker
1 Termin | Eintritt frei | Nr. 2213H

Mi., 29.10.2025, 18:30–20:00 Uhr
„Aus der Hoffnungslosigkeit erwuchs die Liebe“
Ein biographisch-literarischer Abend mit dem Dichter und Rom-Aktivisten Radjko Russo Sejdovic
1 Termin | 5,00 € | Nr. 2219H

Mi., 19.11.2025, 18:00 Uhr
Lesung mit dem Lyriker, Kolumnisten, Kabarettisten Jovan Nikolić zum Internationalen Tag der Romanes-Sprache
Jovan Nikolić liest aus Hotel Nicaragua und ausgewählte Lyrik
1 Termin | Eintritt frei | Nr. 6213F

Quellen:
¹ Zick, Andreas/Küpper, Beate/Höller, Nico (Hrsg., 2023): Die enthemmte Mitte. Autoritäre und rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2022.
² Decker, Oliver/Hegemann, Johannes/Brähler, Elmar (2014): Die stabilisierte Mitte. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2014, Leipzig, S. 50.

Auftakt für den Jungen Campus – „Sommernächte“

Junger Campus“ in der Südstadt lud zum Auftakt seiner „Sommernächte“ zum Thema zivile Seenotrettung ein. Adrian Pourviseh las aus seiner Graphic Novel Das Schimmern der See.

Premiere feierten die „Sommernächte“ des „Jungen Campus“ in der Kölner Südstadt. Einladend mit Strandliegen und Decken war die Grünfläche im Innenhof der Kartäuserkirche bestückt. Getränke sorgten für Kühlung an diesem immer noch sehr warmen Abend. Entspannung oder eine wohlige Atmosphäre stellte sich bei den zahlreichen Besuchenden jedoch nicht ein. Dazu war das Thema der ersten Veranstaltung des „Jungen Campus“ ein zu schweres: die zivile Seenotrettung von Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer.

Graphic Novel: Das Schimmern der See

Der Seenotrettungs-Fotograf und Comic-Autor Adrian Pourviseh las nicht nur aus seinem Graphic-Novel-Debüt Das Schimmern der See – Als Seenotretter auf dem Mittelmeer. Der gebürtige Koblenzer, Jahrgang 1995, teilte auch seinen reichen Wissens- und Erfahrungsschatz hinsichtlich der Hintergründe und Wege von Flucht sowie der Behandlung von Geflüchteten. Im Mittelpunkt standen seine Erlebnisse bei einer Seenotrettungsmission auf der Sea-Watch 3 im Sommer 2021. Deren Einsätze hat er als Videograf und Fotograf dokumentiert und zudem in Situationen, „wo es um Leben oder Tod geht“, mit angepackt.

Kooperation von MAK und Juref

Zunächst führten Lea Braun, Studienleiterin der Melanchthon-Akademie (MAK), und Jugendbildungsreferent Noël Bosch vom Evangelischen Jugendreferat in Köln und Region (Juref) in das von beiden Einrichtungen initiierte Bildungsformat für Menschen zwischen zwanzig und vierzig Jahren ein. „Etwas Schönes erwartet uns“, wies Braun darauf hin, dass hinter der Kartäuserkirche der Campus Kartause entstehe. „Das wird unser neuer Arbeitsort in gar nicht so entfernter Zeit. Dort ziehen wir zusammen mit unseren Strukturen in ein Haus der Bildung.“ Es bestehe eine gewisse Überschneidung in der Erwachsenenbildung, der Jugendbildung und vielleicht in der Familienbildung. Für die angesprochene Altersgruppe könne man dort „supergut etwas zusammen machen“ und explizite Angebote entwickeln. Bosch ergänzte: „Ganz viele junge Menschen werden dort einziehen. Deshalb wollen wir auch in Kontakt treten. Heute findet Teil eins statt.“

Persönliche Einblicke und kritische Perspektiven

„Das ist wahrscheinlich einer der schönsten Orte, an denen ich bisher gelesen habe“, leitete Pourviseh ein. Um alle Besuchenden in sein Buch mit hineinnehmen zu können, klärte er vorweg die Grundlagen der Migration über das zentrale Mittelmeer. Rasch wurde deutlich, dass hier nicht ein Referent routiniert ein x-mal erprobtes Konzept abspulte, sondern ein Zeuge des Geschehens, ein Beteiligter einfühlsam wie engagiert die Anwesenden mit Ereignissen und Zuständen konfrontierte, die man gerade auch eingedenk von EU-Entscheidungen und des Vorgehens vieler europäischer Staaten als unfassbar bezeichnen darf.

„Ich male in mein Tagebuch, um die Momente zu verarbeiten.“

Ruhig im Ton und eindrücklich in der Schilderung der eigenen Erlebnisse, klar in seinen Aussagen und entschieden in seiner Kritik, nahm Pourviseh die Gäste von Beginn an gefangen. Er habe immer auch mitgekritzelt, stellte er zunächst Inhalte aus seinem gezeichneten Tagebuch vor, in das er ebenso beim Einsatz entstandene Fotografien einklebt. „Ich male in mein Tagebuch, um die Momente zu verarbeiten.“ Das habe ihm auch geholfen, den später im Buch beschriebenen Einsatz greifbar zu machen. Auf diese Weise habe er mit Geretteten nochmal anders in Kontakt treten können als nur als Fotograf.

„Menschen fliehen aus verschiedensten Gründen.“

Es gebe nicht eine exemplarische Geschichte, die Flucht erklären könne, so Pourviseh. „Menschen fliehen aus verschiedensten Gründen und nehmen die unterschiedlichsten Routen.“ Dennoch passierten zahlreiche Flüchtende aus dem Süden Afrikas auf der Route durch die Wüste nach Libyen und über das Mittelmeer einige feste Fixpunkte. Um die Geschichte und Erlebnisse von Fatima, die ihm ihre Flucht schilderte, zu visualisieren, entwickelte Pourviseh eine Animation.

Mutige Kapitänin Carola Rackete

Bevor diese eingespielt wurde, erinnerte er an die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete. Sie hatte 2019 mit 47 aus dem Mittelmeer geretteten Geflüchteten, darunter Fatima, versucht, in den Hafen von Lampedusa einzulaufen. Das italienische Innenministerium verweigerte dies. Nach über zwei Wochen im Wartezustand entschied sich Rackete wegen der psychischen Belastung der Menschen an Bord, sich über das Verbot hinwegzusetzen. Unter großem Medienrummel wurde die Kapitänin angeklagt. „Für die Seenotrettung war dieser einzelne Fall sehr schlimm. Intern kann man aber auch sagen, dass eine große Aufmerksamkeit auf die Seenotrettung gelenkt wurde und es sehr viele Spenden gab.“ Rückblickend sei es vom damaligen Innenminister Matteo Salvini, der das Verfahren verlor, ein großer Fehler gewesen, aus dem die aktuelle italienische Regierung gelernt habe.

Todeszahlen in der Sahara doppelt so hoch wie im Mittelmeer

Fatima sei durch das Land Niger gereist und habe an Checkpoints vorbei durch die tiefe Wüste fahren müssen. Dort zeigten Satellitenbilder Reifenspuren im Sand. „Was wir nicht sehen können, sind die Leichen, die nach drei, vier Stunden vom Flugsand überdeckt werden.“ Das UN-Unterorgan Missing Migrants Project (IOM) geht davon aus, dass in der Sahara die Todeszahlen geflüchteter Menschen ungefähr doppelt so hoch seien wie im Mittelmeer. „Wir reden nur nicht so oft darüber, weil wir keine offiziellen Zahlen haben.“

Libysche Milizen und Lager als System der Erpressung

Wer es durch die Wüste geschafft habe, komme nach Libyen – ein Land im Bürgerkriegszustand. „Verschiedene Milizen kämpfen um die Vorherrschaft. Und wer als schwarze Person in diesem Land nicht den Schutz eines Arbeitgebers genießt, kann auf offener Straße entführt werden.“ In Gefängnissen und Lagern, wo auch Fatima untergebracht war, würden die Verschleppten gefoltert, Frauen vergewaltigt und die Bilder an Familienmitglieder geschickt, um Geld zu erpressen. Eine Vertreterin des Auswärtigen Amtes habe die Zustände als KZ-ähnlich beschrieben. Die meisten Menschen auf der Flucht wüssten nicht, was sie in Libyen erwarte.

Tunesische Nationalgarde setzt Menschen in der Wüste aus

In den Westen nach Algerien oder Tunesien zu gehen, sei früher eine „bessere“ Option gewesen – bis 2023. Seitdem jage die tunesische Nationalgarde schwarze Menschen aus den Städten, um sie in der Wüste auszusetzen. „Tunesien bekommt diese Arbeit von der EU über den ‚EU-Migrationsdeal‘ bezahlt.“ Deshalb entschieden sich viele Betroffene für den Weg über das Meer. Seit 2014 seien im Mittelmeer und auf den Mittelmeerrouten über 32.000 Menschen gestorben oder werden vermisst. Das zentrale Mittelmeer südlich von Sizilien gilt als tödlichste Seegrenze der Welt – genau dort sind Organisationen wie Sea-Watch unterwegs.

Pullbacks und die Rolle Europas

Farbige Punkte und Linien in Seekarten markieren Verantwortungsbereiche für verschiedene Länder. „Es ist deswegen wichtig, weil die Libyer die aufgegriffenen Menschen in ihre Folterlager zurückbringen. Dafür werden sie von europäischem Steuergeld bezahlt.“ Sie würden auch von der Bundespolizei ausgebildet – doch die libysche Küstenwache „rettet“ mit Brutalität. „Sie zwingt Menschen teilweise mit Waffengewalt auf ihre Boote.“ Das gelte auch, wenn sie sich in internationalen Gewässern befänden. Libyen habe nie die Genfer Flüchtlingskonvention unterzeichnet. Das Land „macht wortwörtlich die Drecksarbeit für Europa“. Medienrecherchen zufolge wird die libysche Küstenwache auch von Frontex oder Malta über Bootsflüchtlinge informiert – eine Form der illegalen Rückführung, genannt Pullback.

Eindrücke aus dem Einsatz 2021

Pourviseh zeigte eine Animation mit Live-Aufnahmen seiner ersten Rettung 2021. Der Kapitän der Sea-Watch 3 folgte der Spur einer Frontex-Drohne – zugleich raste die libysche Küstenwache auf den gleichen Punkt zu. „Der Radar berechnet, dass sie fünf Minuten vor uns da sein wird. Wir fahren trotzdem hin, um zu assistieren.“ Die Menschen sprangen lieber ins Meer, als von den Libyern zurückgebracht zu werden.

Nach einem solchen Einsatz gehe er ins Medienbüro, lade Material hoch, schlafe kurz – um dann gegen vier Uhr zur nächsten Wache aufzustehen. „Und erneut die libysche Küstenwache, diesmal etwas später.“ Entdeckt wurde ein Boot mit 67 Menschen, darunter 23 Minderjährige. „Erst bei der Rettung merken wir, dass viele Kinder schwere Brandverletzungen haben.“ Ein Feuer im Unterdeck war die Ursache. Italien habe erst abends die medizinische Evakuierung erlaubt – wertvolle Stunden seien verstrichen.

„Wann wird das aufhören?“

Tagebucheinträge beschreiben die Gedanken in jener Nacht. „Es ist vier Uhr morgens. Meine Nachtschicht auf dem Bootsdeck beginnt. Und ich frage mich, was wird einmal in den Geschichtsbüchern stehen über das, was hier passiert. Werden sie vom Geruch des Elends erzählen? (…) Wann wird das aufhören?“

Kriminalisierte Gerettete und politischer Missbrauch

Geflüchtete, die Boote oder Autos gesteuert haben, würden oft wie Kriminelle behandelt – obwohl sie von Schleppern dazu gezwungen wurden. In Griechenland etwa bildeten sie die größte Gruppe inhaftierter Menschen. „Es ist eine Kampagne, das Narrativ der Schleuser zu füttern, dass Geflüchtete in Banden organisiert seien“, sagte Pourviseh. „Das ist das, was Griechenland vorgemacht und Italien übernommen hat.“ Und was man seit März als Vorstufe auch an deutschen Grenzen von Innenminister Alexander Dobrindt kenne.

Noël Bosch und Lea Braun

Stimmen der Veranstalter

Daniel Drewes, Leiter des Evangelischen Jugendreferates Köln und Region, freute sich: „Wir konnten mit dieser Veranstaltung das Thema Seenotrettung von einer ganz neuen Seite beleuchten. Adrian Pourviseh hat mit seiner Erzählweise und der Ausdruckskraft seiner Bilder das Publikum gefesselt.“ Für die MAK-Studienleiterin Lea Braun war „die Lesung ein starkes Zeichen dafür, dass wir uns der Realität von Flucht und Seenotrettung nicht entziehen dürfen – und wollen. Der Junge Campus möchte weiterhin Räume für Austausch und Begegnung schaffen.“

Ein bitteres Ende

Mitnichten ein Grund zur Freude ist die im Juni veröffentlichte Entscheidung der Bundesregierung, die zivile Seenotrettung im Mittelmeer künftig nicht länger finanziell zu unterstützen.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich

7 Arten der Erholung: Tipps für mehr Achtsamkeit, Stressbewältigung und innere Balance

Welches Erholungsbedürfnis löst in Ihnen Resonanz aus?

Dr. Saundra Dalton-Smith ist Ärztin, Autorin und Rednerin, die sich intensiv mit den Themen Gesundheit, Erschöpfung und Burnout beschäftigt. Sie ist vor allem bekannt für ihre Arbeit zur Bedeutung von Ruhe und Erholung.

In ihrem Buch „Sacred Rest: Recover Your Life, Renew Your Energy, Restore Your Sanity“ beschreibt sie sieben verschiedene Arten von Ruhe, die Menschen benötigen, um sich erholt zu fühlen. Diese sieben Arten umfassen:

  1. Körperliche Erholung
    Dies umfasst sowohl passive Ruhe wie Schlaf und Entspannung als auch aktive Erholung, z.B. durch sanfte Bewegung wie Yoga oder Stretching.
  2. Mentale Erholung
    Die Pause von ständigen Gedanken oder mentaler Überlastung.
  3. Emotionale Erholung
    Die Möglichkeit, ehrlich über Gefühle zu sprechen und sich verletzlich zeigen zu können.
  4. Soziale Erholung
    Zeit mit Menschen verbringen, bei denen wir uns sicher und akzeptiert fühlen.
  5. Sensorische Erholung
    Eine Auszeit von sensorischen Reizen wie Licht, Lärm oder Bildschirmen.
  6. Kreative Erholung
    Die Zeit, in der wir neue Inspiration finden, sei es durch Natur, Kunst oder Musik.
  7. Spirituelle Erholung
    Die Suche nach tieferem Sinn und Verbindung, sei es durch Religion, Meditation oder andere spirituelle Praktiken.

Dr. Saundra Dalton-Smith geht davon aus, dass Erholung in den Aktivitäten erlebt werden kann, in denen wir einen Mangel verspüren. Die Formen der Erholung sind sicherlich nicht immer voneinander abzugrenzen, aber sie regen an, über Ruhe auf verschiedene Weisen nachzudenken, anstatt nur die körperliche Erholung zu fokussieren. Erholung wird durch diese Reflexion zu einem kreativen Prozess.

Der Gesundheitsfachbereich der Akademie möchte diesen breiten Blick einnehmen und lädt Sie ein, beim Anschauen unseres Programms in sich hineinzuhören. Welches Erholungsbedürfnis löst in Ihnen Resonanz aus? Wo erspüren Sie aktuell ein Defizit?

Möglicherweise waren Sie lange nicht mehr kreativ und vermissen die Freude am Ausprobieren und Gestalten. Oder Sie haben die emotionale Erholung vermieden und fühlen nun den Wunsch, durch ehrliche Gespräche tiefere Bindungen zu pflegen. Vielleicht stoßen Sie bei uns auf ein Angebot, das einen gemütlichen Netflix-Abend ersetzen und Ihnen eine nachhaltige Stärkung schenken kann.

Kurse (Auswahl)

Sa., 01.02.2025, 10:00–14:00 Uhr
Alexander-Technik und Bewegung
Flexibilität und Stabilität
Laura Ossana
1 Termin | 5 Ustd | 30,00 € | Nr. 5127BR

Mo., 17.03.2025, 17:30–19:00 Uhr
Klang-Entspannung
Entspannungsmassage mit tibetischen Klangschalen
Birgitt Steinman
1 Termin | 2 Ustd | 12,00 € | Nr. 255113BR

Sa., 29.03.2025, 10:30–12:45 Uhr
Urban Outdoor Meditation
Frühlingserwachen mit allen Sinnen
Sonja Boxberger
1 Termin | 3 Ustd | 20,00 € | Nr. 5102BR

Sa., 10.05.2025, 10:00–16:00 Uhr
Achtsamkeit trifft Humor
Ein Rezept für mehr Leichtigkeit
Sonja Boxberger, Astrid Hauke
1 Termin | 7 Ustd | 65,00 € | Nr. 5157BR

Info: Die Kurse finden teilweise mehrfach im Semester statt. Es lohnt sich daher immer ein Blick auf unsere Homepage.

Kabarettist Wilfried Schmickler beim Kölner Flüchtlingsrat

Auch die Melanchthon Akademie beteiligte sich im April 2022 an der 20. Flüchtlingspolitischen Tagung des Kölner Flüchtlingsrates, der Caritas und der Stadt Köln.

Einer der Großmeister des politischen Kabaretts gab den Einstieg in die Tagung.

Es sind besondere Zeiten, in denen gute Kabarettisten ernste Reden halten –  wir fanden sie so gut, dass wir sie gerne als Zeitansage auf unseren Blog stellen. Wilfried Schmickler hat sie uns freundlicherweise zur freien Verfügung überlassen.

Herzlichen Dank…. Lesen Sie selbst!

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