Kategorie: Nachhaltig leben

Nachdenken zwischen Wäldern, Nature Journaling und im Buch der Natur lesen: Draußen abtauchen

Foto: T. Wester

„Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte. Ich wollte nicht das Leben, was nicht Leben war, das Leben ist so kostbar. Ich wollte tief leben… sodass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“ So formuliert es Henry David Thoreau in seinem Buch Walden, in dem er sein zwei Jahre zurückgezogenes Leben im Wald beschreibt. Thoreau suchte in der Begegnung mit Natur mehr als nur die (wissenschaftlich) beschreibbare Natur. Er will den Raum des Dazwischen erkunden, indem die Kräfte der Natur auf ihn wirken.

Der Theologe Uwe Habenicht, der in St. Gallen im Rahmen der „Forest Church Bewegung“ das Gottesdienstformat „WaldWunder“ draussen abtauchen in der Natur anbietet, spricht vom „Buch der Natur“ als Ort der Begegnung mit Gott. Das Buch der Natur ist allerdings von anderen Buchstabenbüchern deutlich unterschieden. Ob wir im Buch der Natur lesen können, hängt nicht vom Wissen und Gelehrsamkeit ab. Es geht nicht darum einzelne Zeichen erkennen und deuten zu können… Das Buch der Natur ist Chiffre für das Ganze, in das wir eintauchen. Nicht nur wir blättern im Buch der Natur, sondern das Buch der Natur blättert zugleich in uns…

Im Buch der Natur zu lesen heißt, in es abzutauchen, sich in ihm zu bewegen… Im Buch der Natur eröffnet sich der Zwischenraum der Begegnung und ist zugleich der Zwischenraum, in dem Gott mit uns und wir mit Gott co-präsent, gleichzeitig werden ohne ein zu werden.

Nature Journaling – eine Reise zu den Wundern der Natur, so bezeichnet Sibylle Kamphuis in ihrem 2. Naturnotizbuch das genaue Hinschauen und Staunen, das zu ihrem 2. Naturtagebuch geführt hat. Ein solches Naturnotizbuch zu führen ist mehr als nur Zeichnen – es ist eine Haltung der Neugier und Offenheit. Es lehrt mich jeden Tag neu, die Wunder der Schöpfung zu bestaunen.

VERANSTALTUNGEN

Sa., 06.09.2025, 12:00–15:00 Uhr
Komm’ mit und staune
Nature Journaling
1 Termin | 10,00 € | Nr. N2105

Sa., 06.09.2025, 15:00–16:00 Uhr
In die Schöpfung eintauchen
Dorothee Schaper
1 Termin | Eintritt frei | Nr. N2205

Interreligiöse Inspirationen zur Schöpfungsbewahrung: Gemeinsam für Klima und Umwelt

Diesmal ist unsere Nachhaltigkeitsseite inspiriert vom Gebets- und Liederbuch für Klimaaktionen von GreenFaith. GreenFaith ist eine globale multireligiöse Klimabewegung, die Menschen verschiedenen religiösen und spirituellen Backgrounds zusammenbringt, um sich gemeinsam um Klimagerechtigkeit zu bemühen.
Religionsgemeinschaften spielen eine entscheidende Rolle im Klimaschutz, daher will GreenFaith e. V. spirituell motivierte Menschen inspirieren und mobilisieren, mit dem Ziel einer Weltgemeinschaft, in der alle dem Leben Ehrfurcht und Wertschätzung entgegenbringen. Religionen und spirituelle Traditionen lehren uns, die Erde zu schützen und die Würde aller Menschen und Tiere zu achten. Daher wollen wir an dieser Stelle nicht nur die heiligen Worte verschiedener Religionen zum Thema abbilden, sondern auch ganz praktische Anleitungen zum Einsatz für den Klimaschutz geben.

Christentum: Gebet von Frère Alois, Communauté de Taizé
Heiliger Geist, du schenkst uns die Freiheit, die zu lieben, die du uns anvertraust, und die Schöpfung mit neuen Augen zu sehen. Alles Geschaffene kommt von dir, wie ein Geschenk, das du uns anvertraust.

Islam: Hazrat Inayat Khan, Sufi Lehrer
Es gibt ein heiliges Buch, das heilige Manuskript der Natur, die einzige Schrift, die den Leser erleuchten kann… Für das Auge des Seher ist jedes Blatt des Baumes eine Seite des heiligen Buches, das göttliche Offenbarung enthält, und er wird jeden Augenblick seines Lebens inspiriert, indem er ständig die Heilige Schrift der Natur liest und versteht.

Buddhismus: Die Zenrin
[…] Berge und Flüsse, die ganze Erde, – Alle offenbaren die Essenz des Seins. Die Stimme des Gebirgsbach ist von einer großen Zunge; Die Linien der Hügel, sind sie nicht der reine Körper des Buddhas? Nehmt einen Grashalm auf, benutze ihn als einen sechsen Fuß hohen goldenen Buddha.

Indigene Traditionen: Häuptling Seattle, Duwamish
Die Menschheit hat das Netz des Lebens nicht gewoben. Wir sind nur ein Faden in ihm. Was immer wir dem Netz antun, tun wir uns selbst an. Alle Dinge sind miteinander verbunden.

Hinduismus: Bhagavad Gita, 7:4ff.
Die sichtbaren Formen meiner Natur sind acht: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther; der Verstand, die Vernunft und das Gefühl des „Ich“. Aber jenseits meiner sichtbaren Natur ist mein unsichtbarer Geist. Das ist die Quelle des Lebens, aus der dieses Universum sein Wesen hat.

Judentum: Bereschit 2:15
Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bearbeite und hüte.

Bahá’í: Aus den Schriften von Baha’u’llah
Betrachtet die Welt als den Körper eines Menschen, der mit verschiedenen Krankheiten behaftet ist und dessen Heilung davon abhängt, dass alle seine Bestandteile in Einklang gebracht werden.

Was kann ich heute konkret für Klimagerechtigkeit tun?

10 Impulse angelehnt an das GreenFaith Gebets- und Liederbuch

  1. Demonstrationen
    Öffentliche Proteste nutzen das Grundrecht auf Meinungsfreiheit, um sichtbar und hörbar für Klimagerechtigkeit einzutreten – z. B. mit Zitaten, Liedern oder symbolischen Handlungen.
  2. Kreative Aktionsformen mit Symbolkraft
    Künstlerische Aktionen und Interventionen wie Straßentheater oder Kunst im öffentlichen Raum sprechen emotional an und transportieren zentrale Botschaften.
  3. Rituale an bedeutsamen Orten
    Rituale an symbolträchtigen Plätzen – etwa Kirchen oder Moscheen – machen durch Gebet und Musik spirituelle Tiefe sichtbar und verbinden Glauben mit Klimaschutz.
  4. Virtuelle Aktionen
    Online-Formate wie Social Media-Kampagnen oder digitale Gesprächsrunden helfen, Menschen schnell zu mobilisieren und Bewusstsein für die Klimakrise zu schaffen.
  5. Pray-Ins im öffentlichen Raum
    Gebete oder Gedichte an weltlichen Orten als Form friedlichen Protests zeigen spirituellen Widerstand gegen Umweltzerstörung und verbinden Intellekt und Glauben mit zivilem Ungehorsam.
  6. Schweigemärsche und Geh-Meditationen
    Stille Protestformen entfalten durch Präsenz, Symbolik und Rituale wie Kerzenlicht eine tiefe emotionale Wirkung und regen zum Nachdenken an.
  7. Pilgern für Klimagerechtigkeit
    Spirituelle Wanderungen mit dem Ziel, Bewusstsein für Klima- und soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Dabei wird der Weg selbst zum Ausdruck des Engagements.
  8. Lieder als Protest
    Gemeinsames Singen als musikalischer Protest verbindet und lässt die Herzen für die gleiche Sache schlagen.
  9. Müllsammelaktion
    Müllsammeln ist eine ganz praktische Form der “Sorge um das eigene Haus”. Zusammen anzupacken vereint Menschen in einem gemeinsamen Ziel in einer konkreten Handlung für den Erhalt aller Geschöpfe.
  10. Baumpflanz-Aktion
    Das Pflanzen eines Baumes als Akt des Widerstands rührt an unsere persönliche Verantwortung zur Wiederherstellung von Ökosystemen und ist Anlass genug, sich mit Gleichgesinnten zu verbünden.

Ein Beitrag zur Klimawende in der Stadt

In diesem Semester zeigt unser Titelbild Judith Mayer und Bernadette Jochens, deren Arbeit beim Ernährungsrat Köln ganz im Zeichen einer nachhaltigen Ernährung steht.

In diesem Semester zeigt unser Titelbild Judith Mayer und Bernadette Jochens, deren Arbeit beim Ernährungsrat Köln ganz im Zeichen einer nachhaltigen Ernährung steht.

Das Thema Ernährung, bzw. Ernährungsplanung, spielt eine zentrale Rolle in der Förderung von Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels. In einer Stadt wie Köln, in der Urbanisierung und Umweltbewusstsein zunehmend miteinander verknüpft sind, wird die Förderung eines regionalen und ökologischen Lebensmittelanbaus zunehmend wichtiger. Dies liegt nicht nur an der Notwendigkeit, Transportwege zu verkürzen und CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern auch daran, lokale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und die Frische sowie Qualität der Nahrungsmittel gewährleisten zu müssen.

Der Kölner Ernährungsrat setzt sich aktiv für eine gerechte und nachhaltige Lebensmittelversorgung ein. Er unterstützt und vernetzt Initiativen, die auf eine umweltfreundliche Produktion abzielen und das Bewusstsein für gesunde Ernährung schärfen. Durch verschiedene Bildungsangebote wird Wissen vermittelt, das den Bürger:innen ermöglicht, informierte Entscheidungen über ihre Ernährung zu treffen. An dieser Stelle setzt auch die Kooperation mit der Melanchthon-Akademie an: Wir wollen Bildungsangebote entwickeln und durchführen, die zunehmend den Zielen der Nachhaltigkeit begegnen.

So unterrichtet Judith Mayer an der Akademie den Kurs „Permakultur – in Theorie und Praxis“, in dem Teilnehmende die Prinzipien der Permakultur kennen und umsetzen lernen. Permakultur funktioniert auch in der Stadt! Die Teilnehmer:innen lernen, wie sie Kreisläufe zwischen versiegelten Flächen, an Fassaden und (Hoch-)Beeten entstehen lassen. Sie erhalten Anregungen, welche mehrjährigen Pflanzen sich für eine essbare Beetgestaltung eignen und wie man diese mit klassischen Gemüsesorten kombiniert. Ziel des Kurses ist auch, dass am Ende alle eine griffige Erklärung zum Begriff “Permakultur” parat haben.

Bernadette Jochens bietet den Kurs „Ernährungsbildung auf Balkon und Fensterbank“ an, in dem sie Eltern zeigt, wie sie ihren Kindern spielerisch Wissen über gesunde Ernährung vermitteln können. Um Kinder für Ernährung zu begeistern, braucht es nicht viel. Sie sind von Natur aus neugierig und erleben die Welt gerne mit allen Sinnen; hier ist Gärtnern das perfekte Mittel, um dieses Thema im wahrsten Sinne des Wortes greifbar zu machen. Samen in die Erde zu setzen, Tomaten wachsen zu sehen, die Kräuter fürs Essen selber zu ernten – all das macht Kindern großen Spaß und führt dazu, dass Wertschätzung der Nahrung, Verständnis für Umwelt und vor allem auch die Neugier auf neue Lebensmittel zunehmen.

Wir wollen weiter über die Bedeutung von Ernährung in unserer Stadt nachdenken – denn nachhaltige Veränderungen beginnen oft im Kleinen. Umso mehr freuen wir uns über diese Kooperation.

PROGRAMMHIGHLIGHTS
Sa., 29.03.2025, 11.00 – 14.00 Uhr
Permakultur in Theorie und Praxis – Einführungsworkshop
Judith Mayer
1 Termin | 2 UStd | 5,00 € | Nr. N114F

Sa., 17.05.2025, 12.00 – 16.00 Uhr
Ernährungsbildung auf Balkon und Fensterbank – Kindgerechtes Gärtnern für jede Gelegenheit
Bernadette Jochens
1 Termin | 5 UStd | 5,00 € | Nr. N116F

Ein weiterer spannender Termin wird sein: Saatgutfestival in der VHS Köln am Neumarkt, 22.02.25 – Tausch und Verkauf von samenfesten Kräutern, Gemüsesorten, Blumen und mehr.

Die Arbeit des Ernährungsrats Köln lebt durch das Engagement der Kölner Bürger:innen. Die Teilnahme an den verschiedenen Ausschüssen steht allen Interessierten offen. Dort vernetzen sich Menschen z.B. zu den Themen “Essbare Stadt” oder “Ernährungsbildung und Gemeinschaftsverpflegung”. Termine hierzu finden sich auf der Webseite: www.ernaehrungsrat-koeln.de

Lust statt Frust: Wie Öko-Engagement in Kirchengemeinden gelingen kann

Unser Studienleiter Dr. Martin Horstmann – an der Schnittstelle von Spiritualität und Nachhaltigkeit unterwegs – war am 21. Mai 2022 Gast auf der Synode des Kirchenkreises Köln-Süd und sprach darüber, wie Öko-Engagement in den Kirchengemeinden gelingen kann.

Kurz gesagt: Es geht darum, das Engagement rund um Ökologie, Nachhaltigkeit und Schöpfungsbewahrung tiefer und weiter zu machen. Was das meint und wie das gehen kann, lesen Sie hier in seinem Vortrag.

Dr. Martin Horstmann, Foto von Stefan Rahmann

Keynote-Speaker auf der Synode war übrigens der Astrophysiker Prof. Dr. Heino Falcke. Einen Bericht über die Synode können Sie hier auf kirche-koeln.de nachlesen.

Unterwegs mit den Wanderbäumen

Am 5. Mai waren wir mit den Wanderbäumen in der Südstadt unterwegs und haben Passanten befragt: Was wünscht du dir für die Stadt der Zukunft? In dieser kleinen Serie veröffentlichen wir die Antworten.

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