Schlagwort: Melanchthon-Akademie Köln

Multireligiöses Gebet „Room of One“: Spirituelle Impulse für Schöpfung und Zusammenleben

Durch Klimawandel, Artensterben und zahlreiche Umweltprobleme steht die Menschheit vor großen Herausforderungen. Mit dem neuen Gebetsraum „RoomOfOne“ entsteht in Köln ab Oktober 2025 ein Ort, an dem Angehörige verschiedener Religionen gemeinsam beten und in ihren eigenen Traditionen heilige Texte rezitieren. Die Treffen finden einmal im Monat dienstags von 16 bis 16.30 Uhr im Refektorium des Hauses der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9–11, statt. Nächste Termine sind der 28. Oktober, 11. November (10.10 Uhr) und 16. Dezember.

„RoomOfOne Köln“ ist ein Projekt der Melanchthon-Akademie in Zusammenarbeit mit dem Forum für Komparative Theologie und der Universität Bonn. Ziel ist es, das Verbindende der Religionen zu suchen, respektvoll mit dem Gemeinsamen und Fremden der Anderen umzugehen und dadurch inspiriert zu werden, Fanatismus zu überwinden und Impulse für ein solidarisches und friedliches Miteinander sowie den Erhalt der Schöpfung zu setzen.

Ein Gespräch mit Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, über Wünsche und Hoffnungen für das Zusammentreffen von Menschen verschiedener Religionen, die Kraft von Vielfalt und das Besondere des Multireligiösen Gebetes:

Wie ist die Idee für den multireligiösen Gebetsraum „Room of One“ entstanden?

Martin Bock: Sie ist im Gespräch mit dem Komponisten und Musiker Bernhard König bei einer Veranstaltung in Köln-Brück mit der dortigen Kulturreferentin Jane Dunker entstanden. Bernhard König hat sein Buch „Musik und Klima“ vorgestellt und nebenbei erzählt, dass er für einige Zeit in Bonn am Forum für Komparative Theologie der Kath.-Theologischen Fakultät angestellt war. Hier ist vor ca. 2 Jahren die Mutter des „Room of One“ entstanden, als ein gemeinsames Gebet aus jüdischen, muslimischen und christlichen Ressourcen. Es findet dort jeden Donnerstag von 14 – 1.430 h im Kapitelsaal des Bonner Münsters statt. Bernhard König hat das Gebet dort musikalisch mitentwickelt, eigene Kompositionen und Lieder geschaffen, die man hier auch abrufen und nachlesen kann. Meine Kollegin Dorothee Schaper und ich sind daraufhin nach Bonn gefahren, haben den „Room of One“ besucht, waren von diesem Konzept sehr angetan und sind mit den Initiatoren Prof. Dr. Klaus von Stosch, Dr. Annette Boeckler und Dr. Nasrin Bani Assadi ins Gespräch gekommen. Recht bald haben wir dann das großzügige Angebot des Forums für Komparative Theologie erhalten, den „Room of One“ auch mit einem Kölner Ableger zu versehen. Und dann haben wir uns verschiedene Räume angesehen, die spirituell für ein solches Multireligiöses Gebet in Frage kommen. Das Refektorium in der Kartause mit seiner kontemplativen, ruhigen Atmosphäre, den schönen Fenstern und der Zugänglichkeit auch von der Kartäuserkirche aus erschien uns dann als ein guter Startpunkt für das Kölner Projekt.

Was ist das Ziel dieses neuen spirituellen Formats inmitten aktueller gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen?

Martin Bock: Wir haben den „Room of One“ als ein sehr respektvolles Zusammentreffen von Menschen verschiedener Religionen in jeweils eigener Tradition im selben Raum erlebt. Für eine halbe Stunde entsteht – auch durch die sehr reflektierte Komposition der einzelnen Gebetsteile, der gemeinsamen Lieder und der Gemeinschaft, die sich so bildet – eine Atmosphäre der Hingabe, der Tiefe und der Würde, die die Religionen in aller Unterschiedlichkeit teilen. Das Motto des Room of One „Faith united für the planet“ soll anzeigen, dass sich dieser Respekt vor den unterschiedlichen Zugängen in jüdischer, christlicher und islamischer Spiritualität durchaus mit dem „großen Ganzen“, dem Einsatz für unseren Planeten, für Klimaschutz, Artenvielfalt und die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen aller Lebewesen verbindet. Wir hoffen, dass sich dieses alltägliche und doch so unalltägliche spirituelle Kreuzen der Wege von Menschen, wie es sich im Bonner Münster vollzieht, auch in der Kölner Südstadt einstellen kann; ich glaube, es kann uns enorm stärken, inmitten der vielen Zerrissenheiten, in denen wir alle stehen, die Kraft der Religion zur Verbindung und zur Compassion zu erleben!

Wie wird sich ein typisches Treffen gestalten?

Martin Bock: Jedes multireligiöse Gebet besteht aus vier Teilen: dem Eingangsteil, dem liturgischen Vortrag, einem Impuls und einem Schlusslied. Vor allem in den beiden ersten Teilen erleben die Gäste, die kommen, wie eine Angehörige der jüdischen, der muslimischen und der christlichen Tradition einen heiligen Text dieser jeweiligen Tradition rezitieren. Alle Elemente, die formal getrennt bleiben, stehen dabei in gleichberechtigtem Verhältnis, auch zeitlich, und wechselseitigem Respekt zu einander. Die Texte und Rezitationen sind so gewählt, dass sowohl Gemeinsamkeiten der Religionen zum Ausdruck kommen, aber auch typische Gestaltungselemente unserer Traditionen erkennbar bleiben. Das Besondere des Multireligiösen Gebetes ist es deshalb, dass die intimen Aspekte und Seiten der anderen Religionen in ihrer Schönheit und manchmal auch Fremdheit in der Mitte stehen – und die Frage entsteht, ob wir nicht vielleicht gerade an und mit dieser Fremdheit des Anderen Inspiration erleben. Oder um es mit den Worten von Bernhard Königs Lied zu sagen: „Es wagen, den Tagen mehr Leben zu geben“.

Welche Rolle spielen Kooperationen wie mit dem Forum für Komparative Theologie und der Universität Bonn?

Martin Bock: Den Kölner „Room of One“ gibt es nur durch die Kooperation mit dem Forum für Komparative Theologie. Mit der jüdischen und der muslimischen Mitarbeiterin Annette Boeckler und Nasrin Bani Assadi haben Dorothee Schaper und ich den Kölner Ableger zusammenentwickelt. Frau Boeckler und Frau Assadi werden auch in Köln den jüdischen und den muslimischen Teil gestalten, im christlichen Teil wechseln sich Dorothee Schaper und ich ab. Thomas Frerichs, Kantor der Kartäuserkirche, wird die musikalische Gestaltung übernehmen.

Welche Wirkung erhoffen Sie sich für das Zusammenleben in einer religiös vielfältigen Stadt wie Köln?

Martin Bock: Mit „Vielfalt“ treffen Sie den Nagel auf den Kopf. Kölns große Stärke ist die Vielfalt und Dichte der religiösen Strömungen, Traditionen und „Angebote“. Denken Sie an das von Ulrich Harbecke entworfene und von unserer Akademie zusammen mit der Karl Rahner-Akademie herausgegebene „Kölner Buch der Religionen“, wo nahezu 200 Religionsgemeinschaften beschrieben werden. Der „Room of One“ wird in dieser Vielfalt ein weiteres, hoffentlich wichtiger, Zeichen für den Respekt und die Hinwendung der Religionen zueinander und zu der bedrohten Schöpfung in unserer Stadt sein – zusätzlich zum Beispiel zum „Gebet der Religionen“, zu dem der Rat der Religionen einmal jährlich am 21. September einlädt. Wir legen uns dabei auf den Ort des „Room of One“ noch nicht fest, sondern beginnen unsere Kölner Reise zunächst hier im Refektorium der Kartause. Vielleicht gehen wir demnächst auch noch einmal an Orte, wo Kölnerinnen und Kölner verschiedener Religionen und Kulturen in ihrem Alltag zusammenkommen, zum Beispiel in den Lebensraum eines Krankenhauses. Oder in ein Museum. Wer weiß? Die Reise durch unsere Stadt an „Places of One“ hat gerade erst begonnen.

www.melanchthon-akademie.de

Demokratieprojekt mit drei Tonnen Ton in Chorweiler – „Es ist ein Gefühl von Miteinander entstanden“

Aus zwei Tonnen Bauton wurden am Ende sogar drei: Unter dem Titel „Chorweiler in Ton – Geschichten und Gemeinschaft im Stadtteil“ ist in der vergangenen Woche an der Freitreppe seitlich vom Liverpooler Platz ein Kunst- und Demokratieprojekt entstanden, das viele Menschen in Köln-Chorweiler zusammenbrachte.

Veranstaltet wurde das Projekt vom Bündnis Chorweiler, das aus verschiedenen Akteuren Kölner Weiterbildungseinrichtungen und sozialen Einrichtungen und Vereinen besteht. Auch die Melanchthon-Akademie (MAK) des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region war dabei. „Die Atmosphäre war wirklich schön und bereichernd. Es ist ein Gefühl von Miteinander entstanden. Den Anfang haben eine Schulklasse, die Jugendwerkstatt und die Kindergartenkids gemacht – die Kleinen haben unheimlich süße Tiere, Bäume und Häuser geformt – die Älteren haben den in Chorweiler bekannten Wohnungslosen auf einen Thron gesetzt, er musste unbedingt im Bild sein“, sagt MAK-Studienleiterin Lena Felde.

Gemeinschaftsgefühl stärken und demokratische Teilhabe fördern

Kinder, Jugendliche und Erwachsene modellierten gemeinsam ein Tonmodell des Stadtteils. Jede und jeder brachte dabei persönliche Erinnerungen, Gedanken und Ideen ein – so wuchs Stück für Stück ein lebendiges Bild Chorweilers. Begleitet wurde das kreative Arbeiten von Musik, Begegnungen und Gesprächen.

„Interessant ist auch, dass alle Passant*innen direkt erkannt haben, dass es Chorweiler ist, und auch irgendwie wussten, dass es für die Wahlen ist, für Vielfalt und Miteinander“, erzählt Lena Felde. „So haben wir mit allen Nachbar*innen und vielen Kulturen ein gemeinsames Kunstwerk gemacht, das in den Fotografien fortlebt. Am Ende waren es übrigens sogar drei Tonnen Bauton, die auch fast vollständig verbaut wurden.“

Kunst und Demokratie – Mitmach-Projekt lädt ein: Zwei Tonnen Ton für Chorweiler

 

Raum für Risse, Diversität als Normalfall und ein besonderes Jubiläum: Neues Programm der Melanchthon-Akademie!

Soeben ist das neue Programm der Melanchthon-Akademie für das zweite Halbjahr 2025 erschienen. Neben den vielen bekannten und bewährten theologischen und nicht-theologischen Fokussierungen finden sich im aktuellen Programm neue Akzente. Hier einige Beispiele:

Raum für Risse

Am 26. September 2025 laden wir Sie in der Zeit von 11.00 bis 17.00 Uhr herzlich zu Erkundungen im „Raum für Risse“ auf dem Gelände der Kartäuserkirche ein. Im „Vorraum für Risse“ am 19. September 2025 von 18.00 bis 21.00 Uhr können Sie sich bereits kreativ schreibend, performativ und künstlerisch den eigenen biografischen und den Weltrissen nähern. Die Kunst- und Wortwerke fließen in den „Raum für Risse“ ein. Begleitend findet sich ein facettenreiches Rahmenprogramm, das im engen (Sinn-)Zusammenhang mit der japanischen Reparaturtechnik „Kintsugi“ steht, bei der Zerbrochenes mit Gold sichtbar zusammengefügt wird. Es geht hier um einen achtsamen Umgang mit Brüchen, Rissen und deren Spuren.

Diversität als Normalfall

Mit Blick auf unser Miteinander in pluralen Gesellschaft fokussiert daneben eine mit dem ROM e.V. Köln entwickelte Veranstaltungsreihe auf die sichtbaren und unsichtbaren Geschichten von Kölner Rom:nja. Sie sind schon sehr lange Teil der immer schon heterogenen Bevölkerung in Deutschland und auch in Köln, wobei ihnen immer wieder eine selbstverständliche Zugehörigkeit abgestritten wurde und wird. In der Reihe geht es darum, aber auch um Geschichten von Hoffnung, Kämpfen um Anerkennung, Selbstbehauptung, Freundschaften, Liebe sowie von Kreativität in der Literatur in der Romanes-Sprache und in der Musik.

Ein besonderes Jubiläum

2025 ist ein Jubiläumsjahr. Vor 1.700 Jahren, im Jahr 325, fand das ökumenische Konzil von Nicäa statt. Hier rangen Christen und Christinnen mit Fragen ihres Glaubens. Die damals noch junge Kirche gab sich ein verbindliches Bekenntnis, eine Lehrgrundlage für eine Gemeinschaft, die zur Weltreligion wurde. Gleichwohl war und ist es ein fragiles Projekt, den komplexen christlichen Glauben in eine verbindliche Form zu versetzen. Bestimmte Erfahrungen kamen und kommen dabei nicht alle zu Wort. Wie pluralitäts- und dialogfähig ist also das Christentum? Was bedeutet es heute, ‚meinen‘ Glauben zu bekennen und zu vertreten? In verschiedenen Veranstaltungen mit verschiedenen ökumenischen Partner und Partnerinnen rückt das Bekenntnis von Nicäa in diesem Halbjahr in den Mittelpunkt – nicht nur über das Wort, sondern auch über die Musik. Freuen Sie sich besonders auf eine musikalische Uraufführung des CREDO im Kölner Dom am 26. September 2025 um 16.30 Uhr und auf die anschließende Soirée im Domforum.

Wir laden Sie herzlich ein!

Das Programm ist ab sofort online, sowie in gedruckter Version an der Melanchthon Akademie erhältlich: www.melanchthon-akademie.de Die Anmeldung ist telefonisch, schriftlich per Mail, Fax, Post oder online möglich.

Am 17. September 2025 findet von 18.00 bis 20.00 Uhr unter dem Titel „Brot & Buch & Innenhof“ die zentrale Veranstaltung zur Semestereröffnung statt.

Melanchthon-Akademie

Die Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region ist eine anerkannte Einrichtung der Erwachsenenbildung im Sinne des WBG-NRW und hält ein umfangreiches und vielseitiges Programm vor. In der Kölner Südstadt gelegen hat die Melanchthon Akademie im Sinne Ihres Namensgebers den Auftrag Bildungsangebote zwischen Himmel und Erde zu ermöglichen. In der Akademie arbeiten 13 hauptamtliche Mitarbeiter:innen und rund 150 Dozent:innen, in jedem Semester finden rund 300 Angebote statt.

Hier können Sie das Magazin herunterladen.

Kontakt

Melanchthon-Akademie Köln
Sachsenring 6
50677 Köln
0221 931803-0

Text: MAK, Foto: Titelbild/APK

Steinrelief „Judensau“ im Kölner Dom: Leitlinien für den Umgang mit antijüdischen Bildern – Interview mit Martin Bock

Foto: APK/Canva

Foto: APK/Canva

Text: Jil Blume-Amosu für „Himmel & Erde“ /APK

Ein Fenster im Kölner Dom zeigt jüdische Figuren aus der Bibel – und zwar so, wie sie auch die Nazis im Dritten Reich gesehen haben: als finstere Fratzen mit Hakennase. An anderer Stelle im Dom hängt ein Steinrelief. Es zeigt Juden, die an den Zitzen einer Sau hängen. Diese „Judensau“ und andere antijüdische Bilder sind leider keine Einzelfälle. Man findet sie bis heute in vielen evangelischen und katholischen Kirchen bundesweit.

Die meisten dieser verletzenden Kunstwerke stehen oder hängen dort schon seit vielen Hundert Jahren. Ein Grund mehr, sich mit ihnen zu beschäftigen, meint Dr. Martin Bock, Leiter der Melanchton Akademie in Köln: „Ich glaube, dass die jüdischen Gemeinden, mit denen wir in unseren Städten zusammenwohnen, von uns sehr, sehr erwarten, dass wir uns konkret mit dem christlichen Antijudaismus, mit unserer eigenen Geschichte auseinandersetzen.“

Martin Bock ist deshalb froh, dass die drei evangelischen Landeskirchen in NRW und die fünf katholischen Bistümer im Land das Thema jetzt aufgegriffen haben. Auf 40 Seiten haben sie im März Leitlinien herausgegeben, wie Gemeinden antijüdische Darstellungen in ihren Kirchen erkennen und wie sie mit ihnen umgehen können. Sie wollen damit „sozusagen eine Sehhilfe schaffen und dann aber die Gemeinde nicht mit Entscheidungen konfrontieren, sondern sagen: Was wollt ihr jetzt damit machen? Wollt ihr das aus den Kirchen rausholen? Wollt ihr es kommentieren? Wollt ihr es verhüllen? Wollt ihr es ergänzen durch eine neue zeitgenössische Darstellung?“

Für welche davon man sich letztlich entscheidet, ist zweitrangig, meint Dr. Martin Bock. Viel wichtiger ist, dass sich die Kirchen jetzt endlich um dieses lange totgeschwiegene Thema kümmern: „Damit wir dem Antisemitismus in unseren eigenen Reihen was entgegensetzen. Denn Antisemitismus findet nicht nur auf der Straße statt, ist kein Problem von anderen, sondern es ist unser eigenes Thema.“

Das anzupacken und aufzuarbeiten, wird ein langer Weg, der sich aber lohnt, sagt Martin Bock: „Das ist wirklich keine Sache, die man nebenbei machen kann, dazu muss man sich entschließen, als Gemeinde, als Kirchenkreis, und dann wird man auf jeden Fall Mitstreiter finden. Man wird aber auch Gegner haben. Aber um unseren jüdischen Mitmenschen in unserer Gesellschaft eine würdige Lebensperspektive zu schaffen, bin ich wirklich über diese Leitlinien dankbar. Das ist ein wichtiger Step.“

Der Original-Radiobeitrag ist bei „Himmel und Erde“ erschienen, dem Magazin der Kirchen in den NRW-Lokalradios. Sie finden ihn hier.

Das knapp 40 Seiten starke PDF-Dokument kann man hier herunterladen.

Unser Veranstaltungshinweis:

Gegen die ‚ostentative Ahnungslosigkeit‘: Ein neues Kunstwerk zum christlich-jüdischen Verhältnis für den Kölner Dom

„Der Kölner Dom soll … um ein Werk bereichert werden, das die Frage zum Ausgangspunkt nimmt, wie sich das christlich-jüdische Verhältnis zeitgemäß und für die Zukunft inspirierend darstellen lässt…“ Mit diesem Ziel lobte das Kölner Domkapitel 2023 den „Internationalen Kunstwettbewerb Kölner Dom“ aus. Inwiefern löst der Anfang April präsentierte Siegerentwurf diesen selbst formulierten Anspruch ein und welche Wirkungen sind von seiner Rezeption zu erwarten? Diese Frage wird an diesem Abend mit Vertreter:innen der Wettbewerbs-Jury aus jüdisch-christlich theologischer, künstlerischer und kuratorischer Perspektive eingeordnet und diskutiert. Dem Einladungswettbewerb, an dem sich 15 international renommierte Künstler:innen beteiligten, vorausgegangen war ein langjähriger Gesprächsprozess, bei dem sich das Kölner Domkapitel auf Initiative der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der Frage nach einem angemessenen Umgang mit den zahlreichen antijüdischen Artefakten im Kölner Dom auseinandergesetzt hat. Noch wenige Jahre nach der Shoa wurde für den Kölner Dom das sogenannte Kinderfenster geschaffen, das von einer „ostentativen Ahnungslosigkeit“ (B. Wacker) gegenüber der antisemitischen Vergiftung christlicher Bildkunst zeugt und sie auf erschreckende Weise reproduziert.

Di, 29.04. 19-21.30 (3 UStd)

Dieser Kurs kostet 8,00€.
Zahlung an der Tages-/Abendkasse.
Nr. 1041B

Domforum, Domkloster 3

Die Teilnahmegebühren in Höhe von 8,00 € zahlen Sie bitte an der Tages- / Abendkasse. Anmeldung erforderlich.

MAK lädt in die Abtei Brauweiler: Anpassung – die richtige Strategie gegen die Klimakrise?

Fotos: Stefan Hössl

Fotos: Stefan Hössl

Anpassung – die richtige Strategie gegen die Klimakrise? Der Berliner Soziologe Philipp Staab stellt am Dienstag, 8. April, 20 Uhr bis 21.30 Uhr, im Kaisersaal der Abtei Brauweiler, Ehrenfriedstraße 19, sein viel beachtetes Buch „Anpassung. Leitmotiv der nächsten Gesellschaft“ vor. Für den Autor ist der Begriff der „Anpassung“ das „Leitmotiv der nächsten Gesellschaft“.

Philipp Staab schreibt, dass in der Moderne der Glaube dominierte, die Welt ließe sich gestalten und der Fortschritt sorge quasi automatisch für ein besseres Morgen. Erderwärmung, Wachstumskrise und subjektive Überlastungen haben laut Staab diesen Optimismus erschüttert. Heute gehe es in erster Linie darum, die Katastrophe abzuschwächen. Und selbst wenn dies gelingen sollte, werde man mit dem Wandel umgehen müssen. Fragen der Selbsterhaltung überlagerten dann jene der individuellen und kollektiven Selbstentfaltung. Anpassung werde zum Leitmotiv der Gesellschaft. Auch die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass Menschen im Angesicht der Interdependenz und der ökologischen Gefahren nicht länger der grenzenlosen Emanzipation huldigen können. Stattdessen, so Philipp Staab, wird die nächste Gesellschaft vor allem mit der Stabilisierung einer prekär werdenden Ordnung befasst sein.

Philipp Staab, geboren 1983, ist Professor für die Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2021 wurde er mit dem Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet. Er beschäftigt sich in seinen Forschungen mit dem ökonomischen, sozialen und politischen Wandel spätmoderner Gesellschaften.

Die Lesung ist eine Kooperation des Freundeskreises der Abtei Brauweiler mit der Melanchthon-Akademie.

Der Eintritt kostet 14,40 Euro. Eine Anmeldung ist hier erforderlich.

www.melanchthon-akademie.de

Bildungsurlaub bei der Melanchthon-Akademie: Bis zu fünf Tage bezahlt lernen und den Horizont erweitern

Foto: Tom Jur

Foto: Tom Jur

Wussten Sie schon? Bis zu fünf Tage können Arbeitnehmende zur persönlichen Fort- und Weiterbildung freigestellt werden. Das nordrhein-westfälische „Bildungsurlaubsgesetz“ (AWbG) macht dies möglich. Ideal für alle, die sich persönlich und  beruflich weiterentwickeln möchten. Auch die Melanchthon-Akademie bietet zahlreiche Bildungsurlaube an.

Ihr Weg zum Bildungsurlaub

Suchen Sie sich Ihren Bildungsurlaub aus und kontaktieren Sie uns. Wir reservieren Ihnen einen Platz und Sie erhalten die Antragsformulare für Ihren Arbeitgeber. Nach dessen Zustimmung ist Ihr Bildungsurlaub gebucht und die Vorfreude kann beginnen.

Breites Themenspektrum

Schwerpunktmäßig bieten wir insbesondere Bildungsurlaube zur Gesundheitsbildung, Resilienzförderung, sowie zu theologischen und ökologischen Inhalten an.

Ein Interview mit Studienleiterin Lea Braun:

Was unterscheidet einen Bildungsurlaub bei der Melanchthon-Akademie von klassischen Weiterbildungen – und was schätzen Teilnehmende besonders daran?

Lea Braun: Neben fachlichem Wissen stehen persönliche Weiterentwicklung, gesellschaftliche Reflexion und ethische Fragestellungen im Fokus. Statt trockener Theorie setzen die Veranstaltungen auf dialogisches Lernen, kreative Ansätze und erfahrungsorientierte Methoden.

Welche Themen sind besonders gefragt (die ihr anbietet) – und welche überraschenden oder neuen Angebote gibt es aktuell im Bereich Bildungsurlaub?

Lea Braun: Der Schwerpunkt unserer Angebote der Bildungsurlaube liegt im Bereich der Gesundheit. Aber in diesem Jahr finden sich neue Bildungsurlaube im Programm, die theologische Themen als Schwerpunkt setzen: Die große Stille und Verwandlung und Mensch sein.

Wie reagieren Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber in der Praxis auf Bildungsurlaubsanträge – und was raten Sie Teilnehmenden, die sich zum ersten Mal trauen möchten?

Lea Braun: Die wenigsten Arbeitnehmer*innen wissen um dieses Recht. Daher wird es selten genutzt. Dabei liegt darin eine wunderbare Chance, um außerhalb von eigenen Frei- und Urlaubszeiten die eigene Weiterbildung zu fokussieren. Das nutzt sowohl Ihnen persönlich, als auch Ihrem Arbeitgeber. Ich rate Ihnen es einfach mal zu auszuprobieren und Ihr Recht wahrzunehmen.

Warum ist es gerade heute wichtig, sich auch im beruflichen Kontext mit Themen wie (die von dir genannten Themen) zu beschäftigen?

Lea Braun: In der Zeit des Bildungsurlaubs lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Viele von uns sind in unserem Alltag stark eingespannt und es fehlt an Zeit, um sich mit Routinen, der eigenen Gesundheit oder einem thematischen Schwerpunkt auseinander zu setzen. Der Bildungsurlaub als gesetzlich verankertes Recht bietet die Chance sich für die eigene Persönlichkeitsentwicklung Zeit zu nehmen und mit neuen Gedanken zu gesellschaftlichen oder politischen Themen zurück an den Arbeitsplatz zu kehren.

Alle Angebote finden Sie auf: www.melanchthon-akademie.de/programm/bildungsurlaub-studienreisen

Liebe, Stille, Raum, Ökologie & noch vieles mehr

Das neue Semesterprogramm 1/ 2025 der Melanchthon-Akademie ist da!

Wir freuen uns, Ihnen unsere Veranstaltungen vorstellen zu dürfen, die wir im ersten Halbjahr 2025 umsetzen werden. Ab sofort ist das Programm gedruckt und online verfügbar und Sie können sich jederzeit gerne anmelden. Es erwartet Sie die gewohnte Fülle und Vielseitigkeit von Bildungsformaten.

Einen besonderen und vielleicht zum Teil auch etwas außergewöhnlichen Fokus richten wir in diesem Programm auf Liebe, Stille, Raum und Ökologie. In einer Zeit, die geprägt ist durch zahlreiche und teilweise existenziell bedrohliche Krisen, wollen wir gegenhalten und unseren Blick auf Verbindendes, auf Bleibendes, auf Bewahrendes, aber auch auf deren harte ‚Kanten‘ richten – Liebe, Stille, Raum und Ökologie sind da für uns ganz wesentliche Stichworte.

Liebe. So facettenreich, wie dieser Begriff ist, sind auch die damit verbundenen thematischen Vertiefungen: Bei diesen zeigt sich, dass Liebe fast immerzu gesellschaftsrelevante, politische Dimensionen aufweist. Wer liebt wen oder was, wer liebt wie, kann selbst Liebe ein Akt des Widerstands gegen Zumutungen sein, usw.?

Stille. Sie ist einfach da. Wir müssen sie nicht herstellen. Es ist lediglich nötig zu lassen, was sie stört: zu viel Arbeit, zu viele Menschen, zu viele Geräusche. Es ist befreiend, ein Akt der Selbstfürsorge, die unterschiedlichen „zu viel“ zu lassen, präsent im Jetzt sein zu können und zu erfahren, was dann kommt.

Raum. Ist mehr als irgendein Ort. In der Bibel ereignen sich Schutz-Räume, Gesprächs-Räume.  „Ort“ wird sogar ein Gottes-Name, als der Tempel als Ort der Gottesbegegnung wegbricht. Das theologische Nachdenken bewegt sich deshalb besonders an diesen „Orten“ entlang. Orte werden auch zu (harten) Kanten. Hier sprechen wir über Scheitern und Gelingen, Verzweifeln und Hoffen, Leben und Sterben, über Gottes Räume und Orte in der Welt.

Ökologie. Ökologische Transformationsprozesse zu gestalten, fängt oft im Kleinen an. Das Thema Ernährung spielt eine zentrale Rolle in der Minderung der Auswirkungen des Klimawandels. In einer Stadt wie Köln wird die Förderung eines regionalen und ökologischen Lebensmittelanbaus zunehmend wichtiger. Gemeinsam mit dem Kölner Ernährungsrat und Ihnen möchten wir über nachhaltige Ernährung (im urbanen Raum) nachdenken.

… und natürlich: Im Jahr 2025 jährt sich die Befreiung der Welt vom Nationalsozialismus, die Befreiung von Ausschwitz zum achtzigsten Mal. Die Beschäftigung damit und vor allem die Erinnerung an die insbesondere jüdischen Opfer des Terrors steht im Fokus vieler unserer Bildungsveranstaltungen. 80 Jahre sind vergangen und im Jahr 2025 sehen wir, wie stark Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus noch immer in der Lage sind, elementare Grundlagen unseres Zusammenlebens in der pluralen Gesellschaft zu bedrohen.

Mit unserer Semestereröffnungsveranstaltung möchten wir hier ein Zeichen setzen. Am 6. Februar 2025 wird Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland, bei uns in Köln sein und nach einem Vortrag mit dem Titel „Diakonisches Engagement für eine offene und demokratische Gesellschaft“ mit uns über den Umgang mit demokratie- und menschenfeindlichen Positionen sprechen.

Wir laden Sie herzlich ein!

Das Programm ist ab sofort online sowie in gedruckter Version an der Melanchthon-Akademie erhältlich: www.melanchthon-akademie.de. Die Anmeldung ist telefonisch, schriftlich per Mail, Post oder online möglich.

Die Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region ist eine anerkannte Einrichtung der Erwachsenenbildung im Sinne des WBG-NRW und hält ein umfangreiches und vielseitiges Programm vor. In der Kölner Südstadt gelegen hat die Akademie im Sinne ihres Namensgebers den Auftrag, Bildungsangebote zwischen Himmel und Erde zu ermöglichen. In der Akademie arbeiten 13 hauptamtliche Mitarbeiter*innen und rund 150 Dozent*innen,  in jedem Semester finden rund 300 Angebote statt.

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