Außenansicht des EL-DE-Hauses. Dort hat das NS-DOK seit 1988 seinen Sitz. Foto: Jörn Neumann

Außenansicht des EL-DE-Hauses. Dort hat das NS-DOK seit 1988 seinen Sitz.
Foto: Jörn Neumann

Das NS-DOK hat seinen Jahresbericht zu antisemitischen Vorfällen in Köln veröffentlicht. Die Antisemitismus-Meldestelle des Kölner NS-Dokumentationszentrums registrierte im Jahr 2024 insgesamt 229 Vorfälle. Im Vergleich zum Vorjahr stellt das eine Zunahme von 30 Prozent dar. Im kostenfrei downloadbaren Bericht werden viele der registrierten und überprüften Vorfälle beschrieben.

Ins Auge sticht die in der Antisemitismusforschung seit über 15 Jahren festgestellte Formveränderung des Antisemitismus, der sich in der Gegenwart insbesondere als Umwegkommunikation über den Staat Israel äußert. 150 der Fälle werden dem israelbezogenen Antisemitismus zugeordnet. Dass alle Varianten des Antisemitismus letztlich immer eine überaus reale Gefahr für Jüdinnen und Juden – eben auch in Köln – darstellen, wird über den gesamten Bericht hinweg deutlich.

Der Autor des Berichts, Daniel Vymyslicky, äußert diesbezüglich: „Zum vierten Jahr in Folge steigen die von uns dokumentierten antisemitischen Vorfälle im Stadtgebiet. Eine solche Entwicklung ist nicht mehr mit dem gewachsenen Bekanntheitsgrad der Meldestelle zu erklären. Die jüdische Gemeinschaft in Köln steht massiv unter Druck und braucht mehr Unterstützung.“

Der Leiter der Melanchthon-Akademie, Dr. Martin Bock, betont angesichts der Bedrohungsszenarien, die der Bericht verdeutlicht: „Betroffenen, Kölner Jüdinnen und Juden mit Empathie begegnen, zuhören, Unterstützung anbieten, solidarisch sein – eigentlich sollte das doch ganz normal und einfach sein… Dass sich 80 Jahre nach der Shoah viele Jüdinnen und Juden (auch in Köln) mit antisemitischen Markierungen, Adressierungen und Anfeindungen auseinandersetzen müssen, ist skandalös. Für uns gilt uneingeschränkt, was die Evangelische Kirche in Deutschland formuliert: Der Widerspruch gegen jede Form des Antisemitismus ist nicht nur die Sache einiger weniger, sondern eine Verantwortung aller Christ*innen. Um Menschen darin zu bestärken, Antisemitismus zu erkennen und zu begegnen, gibt es in Köln wertvolle Bildungsangebote der Kölnischen Gesellschaft und des NS-DOK. Und auch wir tragen hier unseren Teil bei: unsere flexibel buchbaren Workshops für Kleingruppen sind dauerhaft kostenfrei verfügbar.

Weitere Informationen hierzu finden Sie hier:

https://www.melanchthon-blog.de/wp-content/uploads/2024/07/Antisemitismus.pdf