Autor: Frauke Komander (Seite 2 von 5)

Semestereröffnung „Brot & Buch & Innenhof“: Herzliche Einladung!

Das Haus der Kirche mit seinen wundervollen Räumen ist in den letzten eineinhalb Jahren ein Zuhause für die Melanchthon-Akademie geworden. Gleichzeitig gibt es immer noch viel zu entdecken. Deshalb haben wir uns entschieden, die Semestereröffnung für das 2. Halbjahr 2025 wieder in den Innenhöfen zu gestalten.

Herzliche Einladung zu „Brot & Buch & Innenhof“

Das große Rahmenthema dieses Halbjahres heißt „Raum für Risse“. Wir werden unsere Aufmerksamkeit darauf richten, welchen Klang die Worte entwickeln, wenn sie in Räume gesprochen werden, die von ihren eigenen Rissen erzählen. Wir sind gespannt auf die Resonanz, die zwischen Mensch, Wort und Mitwelt entstehen kann.

Im Anschluss an die Buchvorstellungen gibt es bei Brot und Wein die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen.

Mi., 17.09.2025 | kostenfrei | 18:00–20:00 Uhr | Anmeldung erforderlich | Nr. 251200B

In der gleichen Woche:
LIT KARTAUSE 2025
Die Kleinkunstbühne im Kreuzgangsaal öffnet die Tür:
Drei besondere Lesungen „80 Jahre danach“
Details auf der Webseite bzw. Flyer

Bildungsurlaub: Fünf Tage bezahlt weiterbilden und neue Perspektiven entdecken

Raus aus dem Alltag – rein ins Bergische oder in die lebendige Südstadt!

Foto: J. Lacar von Unsplash

Wussten Sie schon? Arbeitnehmer:innen in Nordrhein-Westfalen haben Anspruch auf bis zu fünf Tage bezahlte Freistellung zur persönlichen Fort- und Weiterbildung. Möglich macht das das Bildungsurlaubsgesetz (AWbG NRW) – eine tolle Gelegenheit für alle, die sich persönlich und beruflich weiterentwickeln möchten.

So einfach geht’s zum Bildungsurlaub: Wählen Sie Ihren Wunschkurs aus unserem Programm und nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Wir reservieren Ihren Platz und stellen Ihnen die passenden Antragsunterlagen für Ihren Arbeitgeber zur Verfügung. Nach dessen Genehmigung steht Ihrem Bildungsurlaub nichts mehr im Weg!

Vielfältige Themen – für Körper, Geist und Seele: Unser Angebot reicht von Gesundheitsbildung und Resilienz über theologische Fragestellungen bis hin zu ökologischen Themen.

Das gesamte Angebot finden Sie unter Bildungsurlaub & Studienreisen auf unserer Website: www.melanchthon-akademie.de
– Rubrik Bildungsurlaub & Studienreisen

BILDUNGSURLAUBE

Mo., 01.12.2025 – Fr., 05.12.2025
Atem
Schlüssel zu Ruhe und Kraft im Berufsalltag
Bereits das achtsame Wahrnehmen des Atems hilft, stressige Momente mit Stress und Unruhe zu bewältigen. Der „erfahrene Atem“ nach Prof. Ilse Middendorf unterstützt dabei, innere Ruhe zu finden, Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen und neue Kraft zu schöpfen. In diesem Bildungsurlaub lernen Sie, wie Sie achtsam atmen können, zur Ruhe zu kommen und persönliche Ressourcen freizulegen – einfach und alltagstauglich.
Karin Bukatz
250,00 € | Nr. ZSJ739BR

Mo., 16.02.2026 – Fr., 20.02.2026
Kreatives Hatha-Yoga
Konstruktiv und entspannt im (Berufs-)Leben
Das Praktizieren von Kreativem Hatha-Yoga bietet die Möglichkeit, Kontakt zu sich selbst aktiv herzustellen. Neben Körper- und Atemarbeit und dem Üben von Meditation werden die Reflexion des eigenen Stresserlebens, das Erkennen und Lösen von Stressmustern sowie die nachhaltige Integration des Geübten in den (Berufs-) Alltag Thema dieses Bildungsurlaubs sein. Die Woche findet überwiegend im Einzelzimmer statt.
Stephan Maey
590,00 € | Haus Wiesengrund I Nr. ZSJ501BR

Mo., 23.03.2026 – Fr., 27.03.2026
Atempausen für berufstätige Eltern
Achtsamkeit und Selbstfürsorge
Berufstätige Eltern jonglieren viele Rollen – oft bleibt wenig Raum zum Durchatmen. Dieser Bildungsurlaub schenkt ihnen Zeit: zum Innehalten, Reflektieren und Neu-Ausrichten. Mit Achtsamkeit, Yoga, Impulsen aus MBSR und Mindful Parenting sowie dem Austausch in der Gruppe wachsen neue Spielräume.
Sonja Boxberger
300 € | Nr. ZSJ843BR

StudioECK: Bürgerfunk an der Akademie

StudioECK ist eine Bürgerfunk-Redaktion mit 16 freien Journalist:innen und Techniker:innen, die an der Melanchthon Akademie angesiedelt ist. Die Redaktionsleitung hat Anne Siebertz inne.

Von links: Melani Köroglu, Birgit Niclas, Silvio Cisamolo, Priska Mielke, Martina Schönhals, Hartmut Leyendecker, Jutta Hölscher,Anne Siebertz, Patrick Kloß.

Von links: Melani Köroglu, Birgit Niclas, Silvio Cisamolo, Priska Mielke, Martina Schönhals, Hartmut Leyendecker, Jutta Hölscher,
Anne Siebertz, Patrick Kloß. Foto: Sabine Lehmann

Liebe Anne, was genau ist Studio ECK und was machst Du dort? Wie kommt Ihr auf Eure Ideen?

A. Siebertz: Beim Bürgerfunk von StudioECK machen wir Radio und Podcasts und das seit vielen Jahren mit einem engagierten Team. Viele von uns sind mit Mikrofon und Aufnahmegerät unterwegs und recherchieren Beiträge rund um die Themenbereiche Soziales, Kultur, Kirche oder bürgerschaftliches Engagement. Andere kümmern sich um die Technik, also das Zusammenführen und Abmischen von Beiträgen, Moderation und Musik zu einer Sendung. Ich leite die Redaktion, d. h. ich plane die Sendungen der nächsten Wochen und sorge wöchentlich dafür, dass sie bei den Lokalsendern Radio Köln und Radio Erft ausgestrahlt werden. Und die Ideen? Viele von uns sind seit Jahren dabei und bringen eigene Themen mit. Zudem zeige ich in der Redaktionssitzung ein breites Spektrum an Vorschlägen auf.

StudioECK produziert auch Beiträge für das lokale Fenster der landesweiten Kirchensendung „Himmel und Erde“. Ausgestrahlt werden diese Beiträge sonntagvormittags über die Sender Radio Köln, Radio Erft und Radio Berg. Die Leitung der Redaktion „Himmel und Erde“ liegt bei Christina Löw aus der Bürgerfunk-Redaktion.

Liebe Christina, was können wir uns unter der Sendung „Himmel und Erde“ vorstellen? Wie wählt Ihr aus, über wen berichtet werden soll?

C. Löw: Seit dem Start der NRW-Lokalradios im Jahr 1990 haben auch die beiden großen Kirchen ihren festen Platz im Programm: Jeden Sonntag sowie an kirchlichen Feiertagen geht „Himmel und Erde – das Magazin der Kirchen“ von 8 bis 9 Uhr „on Air“. Produziert und verantwortet wird die Sendung im wöchentlichen Wechsel von der katholischen und der evangelischen Redaktion. In unseren Beiträgen für das lokale Fenster greifen wir ganz unterschiedliche Themen aus den ortsansässigen Gemeinden auf: Ein neu gegründeter Kinderchor findet dabei ebenso Beachtung wie ein besonderer Gottesdienst, eine ökumenische Spendenaktion oder kulturelle Angebote oder auch Veränderungen in Gemeindestrukturen und Kirchenräumen. Besonders freuen wir uns dabei auch über Inhalte, die direkt aus den 25 Evangelischen Gemeinden und Einrichtungen in und um Köln kommen, die Mitglieder im Förderverein Studio ECK e. V. sind.

Im letzten Jahr produzierte StudioECK insgesamt 59 Magazinsendungen mit 133 Beiträgen, die wöchentlich donnerstags um 20:30 Uhr und einmal im Monat auch eine Stunde lang auf Radio Köln ausgestrahlt wurden. 7 Stunden-Sendungen mit insgesamt 20 Beiträgen wurden davon auf Radio Erft (alle zwei Monate, sonntagsabends um 19 Uhr) ausgestrahlt. Zwei der Magazinsendungen sind mit Studierenden der Uni Köln gemeinsam entstanden. Hartmut Leyendecker ist nicht nur langjähriges Redaktionsmitglied, sondern auch der Vorsitzende des Vereins.

Lieber Hartmut, bist du ein Gründungsmitglied vom Verein Studio ECK? Was macht für Dich den Reiz am Bürgerfunk aus oder am Radio allgemein?

Hartmut Leyendecker. Foto: Ute Glaser

Hartmut Leyendecker. Foto: Ute Glaser

H. Leyendecker: Ich bin 1995 über ein Seminar der Melanchthon-Akademie zu Studio ECK gekommen, bin also kein Gründungsmitglied. Radio als Medium fand ich immer spannend und durch viele Besuche im WDR in meiner Jugend habe ich gesehen, was hinter den Kulissen stattfindet. Das haben wir mit ein paar Leuten mit Tonbandaufnahmen, die wir als Cassetten rumgeschickt haben, nachgemacht. Über den Kartäuser-Krankenhausfunk aus dem Keller der Melanchthon-Akademie und später über Programme für einige Altenheime in Köln habe ich das immer weiter betrieben. Jetzt finde ich es spannend, dass ich über die Interviews sehr viele Menschen mit interessanten Ideen kennenlerne. Und jedes Mal lerne ich neue Dinge über Köln und die Welt.

Ein breites Themenspektrum kennzeichnet die Magazinbeiträge der Redaktion. Pro Jahr gibt es zudem zwei Themenschwerpunkte. 2024 waren das „Köln – zuhause und in der Welt“ und „Hürden – da geht noch was“. In diesem Jahr geht es um: „Radeln – mehr als frischer Wind um die Nase“ und „Gemeinsinn“. Auch Jutta Hölscher ist langjähriges Redaktionsmitglied.

Liebe Jutta, Du produzierst selber aktiv Sendungen und bist auch oft als Moderatorin zu hören. Gibt es ein Highlight in Deiner Zeit bei StudioECK, an das Du Dich noch gerne zurückerinnerst?

J. Hölscher: Ich war von Anfang an vom Radio-Virus infiziert und bei StudioECK dabei und habe diverse Höhen und Tiefen, Umzüge und die Umstellung von analog auf digital miterlebt. Am Bürgerfunk gefällt mir, dass er so vielfältig und unabhängig ist. Ich lerne immer wieder neue Initiativen, Vereine und Themen kennen. Ich mache am liebsten „reportagige“ Beiträge, die den Zuhörer mit auf eine Audio-Reise nehmen. Ein Highlight habe ich nicht, denn in allen Beiträgen steckt immer Herzblut und der Wunsch, die Zuhörer:innen zu erreichen. Umso schöner, wenn ich ein positives Feedback bekomme! Wir sind ein tolles Team und können uns aufeinander verlassen, deshalb macht das Radiomachen auch noch nach so vielen Jahren sehr viel Spaß!

Die Redaktion wächst ständig und Nachwuchs ist willkommen. Wer Interesse hat, gegen Aufwandsentschädigung Radiobeiträge zu verfassen oder sich in der Radio-Moderation zu versuchen, kann einfach bei den Redaktionssitzungen vorbeikommen. Das Handwerk kann man erlernen, ebenso bei Interesse auch die technische Erstellung einer Radio-Sendung.

Im nächsten Halbjahr finden Redaktionssitzungen statt am 6.8., 17.9., 29.10. und am 10.12., immer ab 19 Uhr.

Aktuelle Mitglieder der Redaktion sind:

Hartmut Leyendecker – Moderation, Technik, Beiträge
Florian Hügel – Technik, Beiträge
Tom Eggemann – Technik
Georg Bongartz – Technik
Christian Klein – Technik, Beiträge
Silvio Ciasamolo – Technik, Beiträge
Anne Siebertz – Moderation, Beiträge
Christina Löw – Moderation, Beiträge
Jutta Hölscher – Moderation, Beiträge
Vincent op het Veld – Moderation, Technik
Melani Köroglu – Beiträge, Moderation
Priska Mielke – Beiträge
Birgit Niclas – Beiträge
Eva-Maria-Marx – Beiträge
Elisabeth Kausche – Beiträge
Lea Braun – Beiträge

Credo? Nicäa: Was uns verbindet – 1700 Jahre Glaubensdialog

Vor 1.700 Jahren beim Konzil von Nicäa im Jahr 325 rangen die Christen mit Fragen des Glaubens und ihrer Identität. Die damals noch junge Kirche, vor kurzem noch verfolgt und nun aus den Katakomben hervorgekommen, gab sich ein verbindliches Bekenntnis, eine Lehrgrundlage für eine Gemeinschaft, die zur Weltreligion wurde.

Foto: Griechisch-orthodoxe Kirchengemeinde Christi Himmelfahrt zu Berlin

Seit 381, dem Konzil von Konstantinopel, gilt das Nicäno-Konstantinopolitanum bis heute konfessionsübergreifend als das maßgebliche Bekenntnis der Christenheit. Ein ökumenischer Schatz.

Heute, 2025 Jahre nach Christi Geburt und 1700 Jahre nach Nicäa, steht unsere Gesellschaft vor großen Herausforderungen und ringt erneut um ihre Identität und Einheit. Beunruhigende geopolitische Entwicklungen fordern uns heraus. Und immer wieder steht da die Frage nach einem Gott, der so etwas eigentlich nicht zulassen kann.

Wenn wir in unserer Zeit von Diskussionskultur sprechen, ist unsere Bereitschaft, Ansichten und Positionen respektvoll zu teilen, mit schlüssigen Argumenten zu untermauern und dem Gesprächspartner das Recht einer anderen Meinung einzuräumen, oft zu bezweifeln.

Warum also das Jubiläum einer Synode längst vergangener Zeiten feiern, wenn sich sowieso alle uneins sind?

Nicäa war eine Zäsur! Die theologischen Unterschiede jener Zeit wurden in einem Gesprächsprozess auf Augenhöhe erörtert, führten zu einem für alle gültigen Ergebnis. Die Bereitschaft in Nicäa, eine konkrete Formulierung zu finden, die das Zeugnis des Glaubens in Form goss und vermittelbar machte, war die Grundlage dieser Zusammenkunft.

Ebendieser Umstand sollte uns motivieren, den Dialog zu intensivieren und seine Chancen zu erkennen.

Es lohnt sich, das Credo auf verschiedenste Weisen weiterzubuchstabieren.

Eine Weise ist die Verwandlung von Worten in Bilder, eine Visualisierung des christlichen Glaubens. Dafür steht die in diesem Jahr neugeschriebene „Nicäa-Ikone“. Die byzantinische Konstantins-Ikone zeigt, worum es geht: Einheit in Christus! Sie kommt im September nach Köln und ermutigt uns, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt durch den Dialog und den Einsatz aller zu stärken und gemeinsam in die Welt hineinzuwirken.

Eine andere Weise führt uns in das Reich der Musik. Wir brauchen Klänge und Töne, die mehr sagen können als tausend Worte. Für Luther war das Reich Christi ein Hör-Reich, nicht ein Seh-Reich. Weil das Ohr so nah an unserer Seele ist, weil es das Erste und Letzte ist, was uns zu Geschöpfen macht.

VERANSTALTUNGSHINWEIS

Mo., 08.09.2025, 19:00–21:00 Uhr
Knotenpunkt „Nicäa“
Zur Entwicklung und Beziehung des christlichen und jüdischen Glaubens in den ersten drei Jahrhunderten
Prof. Jens Schroeter, Prof. Matthias Morgenstern
In Zusammenarbeit mit der Karl Rahner-Akademie
14,00 € | Anmeldung erforderlich | Nr. 1212B

Fr., 26.09.2025, 16:30–17:30 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst im Kölner Dom
Anlässlich des 1700-jährigen Geburtstages des Glaubensbekenntnisses von Nicäa mit einer musikalischen Uraufführung von
„Credo. Six Composers – Six Parts – One Christian Faith“
Ökumenischer Projektchor, Erzpriester Constantin Miron,
Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Köln

Fr., 26.09.2025, 18:00–20:00 Uhr
Unglaublich. Bekennen heute
Eine Soiree
Mit: Erzpriester Constantin Miron, Prof. Dirk Ansorge, Dr. Reiner Leister, LKR Markus Schaefer
Domforum, Domkloster 3

Mi., 08.10.2025, 20:00–21:30 Uhr
CREDO? Ich glaub schon
Ein Liederworkshop
Mechthild Brand, Helga Heyder-Späth, Antje Rinecker
Kostenfrei | Gemeindehaus der Ev. Christuskirche Köln-Dellbrück
Dellbrücker Mauspfad 345
Nr. 4214R

Das neue Kunstwerk zum christlich-jüdischen Verhältnis im Kölner Dom: Kunstbegriff auf dem Prüfstand

„Mit der Judensau steht neben der Glaubwürdigkeit der kirchlichen Umkehr

von 2000-jähriger Judenfeindschaft

auch unser Kunstbegriff insgesamt auf dem Prüfstand.“

Fotorechte; Hohe Domkirche Köln; Visualisierung: A. Büttner auf Basis einer Fotografie von C. Knieps

Marten Marquardt, ehemaliger Akademieleiter der Melanchthon-Akademie, hatte im Jahr 2002 zusammen mit Reiner Bernstein und anderen eine Tagung zum Thema „Gewalt im Kopf. Tod im Topf“ initiiert. Mit ihr war eine Kunstaktion verbunden. Der Aktionskünstler Wolfram Kastner ging vor dem Portal des Doms mit einem Schild um den Hals umher, auf dem stand: „Judensau!“. Mit der Empörung und der öffentlichen Aufmerksamkeit für die damals noch wenig bekannten antijüdischen Kunstwerke im Dom nahm eine Auseinandersetzung ihren Anfang, deren Meilenstein in diesem Jahr 2025 dazu geführt hat, dass wir von zahlreichen antijüdischen Artefakten im Dom wissen, die vom Mittelalter bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts führen. Von einer „ostentativen Ahnungslosigkeit“ bis in diese jüngste Zeit spricht daher zu Recht Bernd Wacker, ehemaliger Leiter der Karl Rahner-Akademie, der sich auf dem langen Weg seit 2002 bis zur Gegenwart maßgeblich für einen tiefgreifenden Weg der Umkehr im christlich-jüdischen Dialog eingesetzt hat.

Umso beglückender ist es, dass in diesem Jahr ein vom Domkapitel ausgerichteter internationaler Kunstwettbewerb im Kölner Dom stattfand – mit einem aufregenden Ergebnis. Das Kunstwerk der Berliner Künstlerin Andrea Büttner „Ohne Titel“ wurde ausgelobt und wird vom kommenden Jahr an in einer ständigen Intervention an der Stirnwand der Marienkapelle im Süden des mittelalterlichen Doms zu sehen sein. Es wird eine Wandmalerei mit dem Steinfundament des Thoraschreins aus der ehemaligen mittelalterlichen Synagoge zeigen, die im 15. Jahrhundert nach der Vertreibung der Juden aus Köln in eine Ratskapelle umgewandelt wurde. In dieser Kapelle, die eigentlich die Synagoge der vertriebenen Juden ist, stand bis zur Zeit des 2. Weltkriegs der Altar der Stadtpatrone, der dann nach Zerstörung der Ratskapelle in den Dom wanderte. Das neu entstehende Bild des schwebenden Fundaments des Thoraschreins über dem christlichen Altar macht einen neuralgischen Punkt im jüdisch-christlichen Verhältnis sichtbar, zeigt eine offene Wunde in diesen Beziehungen und lässt den Altar der Stadtpatrone auch als Zeugnis beschämender christlicher Machtinteressen erkennen. Der Eingriff der Künstlerin spiegelt das jüdisch-christliche Verhältnis auf subtile Weise: Er reflektiert die Stadtgeschichte hinsichtlich des belasteten Verhältnisses und zeigt beispielhaft eine tiefe Verletzung – so hat es Abraham Lehrer, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, ausgedrückt.

Die jüdische Gemeinde war – auch das ist eine beglückende Erfahrung – von Anfang an in die Initiative zu dem Kunstwettbewerb eingebunden, hat ihn mitgetragen, ebenso wie die Kölner Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, der durch unsere Akademie in der Jury vertreten war.

„Unser Kunstbegriff steht auf dem Prüfstand.“ Wir sind in den 23 Jahren nach 2002 einem erneuerten Verhältnis von Christinnen und Juden ein Stück nähergekommen – und zwar nicht in theologischer Sprache, sondern im Medium zeitgenössischer Kunst.

VERANSTALTUNGSHINWEIS

Mo., 29.09.2025, 18:00–20:00 Uhr
Alte und neue Kunst – Zwischen Christen und Juden
M. Bock, D. Schaper, P. Füssenich, u. a.
Kostenlos | Nr. 1207B

Philosophische Praxis an der Akademie: Markus Melchers bringt uns den “Sinn auf Rädern”

Wer eine Philosophische Praxis gründet, weiß nicht, worauf er (oder sie!) sich einlässt. Dies galt schon 1998, als „Sinn auf Rädern“ startete. Und dies gilt auch heute noch. Wer eine Praxis gründet, muss wissen, mit welchem Angebot und welchen Fähigkeiten er am Markt (– ein Wort, das im Studium so gut wie nie vorkommt –) bestehen kann. Aber wie macht man das, ohne BWL-Studium, ohne Vorbereitung an der Uni? Und existiert für den Fall des Scheiterns ein „Plan B“? Diese Fragen, die auch heute noch von Absolvent:innen immer wieder gestellt werden, hat Markus Melchers sich auch gestellt. Seine Antwort darauf war die Veränderung des Konzepts von Philosophischer Praxis, das 1981 in Bergisch Gladbach vorgestellt wurde und bis heute Nachahmung findet.

Fotorechte: M. Melchers

Philosophische Hausbesuche, die schon in der äußeren Form die Distanz zu jedweder Therapieform ausdrücken, das war ein grundlegender Gedanke. Im Rahmen ambulanter Philosophie zeigt sich bis heute, dass wer zu Gast ist oder als Gastgeber:in den Praktiker, die Praktikerin einlädt, sich auch als Gast verhält und sich als Gastgeber:in eben nicht als Klient:in versteht. Gleichberechtigung und das Ernstnehmen der Position der Gesprächspartner:innen sind bei diesen Zusammentreffen die entscheidenden Kriterien. Abstraktionsakrobatik, Unverständlichkeit und Schulbildung sind fehl am Platz. Denn im Zentrum der Arbeit des Praktikers und der Praktikerin steht dasjenige philosophische Wissen, das für die individuelle Lebensführung bedeutsam ist oder es werden kann. Die daraus folgende argumentierende Beratung beruht auf diesen Voraussetzungen.

Der andere grundlegende Gedanke betraf die Namensgebung der Praxis. Nach einigem Nachdenken stand „Sinn auf Rädern“ fest – es ist einprägsam und verweist auf die Mobilität des Angebots. Damit aber ist noch nicht – und dies ist ein anderer wichtiger Punkt – der Schritt in die Öffentlichkeit getan. Denn was nutzt ein Praxisschild an der Haustür, wenn niemand so recht weiß, was eine Philosophische Praxis ist? Wo ist der Ort, an dem sich das grundlegende Verständnis des Philosophischen Praktikers von ihm selbst regelmäßig mitteilen lässt? Wie lässt sich dieses Verständnis so formulieren, dass es nicht nur die Expert:innen erreicht?

Das Philosophische Café Bonn, das am 17.07.1998 zum ersten Mal durchgeführt wurde und bis heute monatlich stattfindet, war dieser Schritt in die Öffentlichkeit. Hier konnten und können die Teilnehmenden den Praktiker, Markus Melchers, regelmäßig erleben. Dies und die bald einsetzende Berichterstattung, die sich nur wünschen, aber nicht herbeiführen lässt, waren die Elemente, die zu einiger Bekanntheit führten.

Auch Buch- und Essayveröffentlichungen (bis heute mehr als 50 zu verschiedenen philosophischen, soziologischen, künstlerischen Themen) trugen dazu bei, wie auch Einladungen zu Tagungen und Workshops. Katholische und evangelische Träger der Erwachsenenbildung, Firmen, Verbände, Akademien, Universitäten und Privatpersonen engagieren „Sinn auf Rädern“ bis heute, sodass dessen jährliches Output bei bis zu 200 Veranstaltungen liegt. Markus Melchers gründete die Philosophische Bücherschau Bonn und als Mitherausgeber auch das Fachmagazin „Leidfaden. Fachmagazin für Krisen, Leid, Trauer“. Seit 2020 erscheint seine monatliche Kolumne „Sinn und Sein“ im Bonner Stadtmagazin „Schnüss“.

Philosophische Praxis ermöglicht es uns, die Philosophie aus der Theorie und dem akademischen Elfenbeinturm in unsere konkrete Lebenswelt zu integrieren und hier anwendbar zu machen. Sie eröffnet Raum für Reflexion, Selbstverantwortung und Orientierung in einer zunehmend komplexen Welt. Durch ihre Anwendungsbezogenheit hilft sie dabei, existenzielle Fragen, ethische Dilemmata oder persönliche Krisen mit klarem Denken und begrifflicher Schärfe zu beleuchten. Dies stärkt die Urteilskraft, fördert innere Klarheit und hilft, einen bewussteren, sinnstiftenden Lebensstil zu entwickeln.

Dafür steht auch Markus Melchers’ Angebot an der Melanchthon-Akademie: Seit einigen Jahren bietet er bereits und mit einiger Gegenliebe das Philosophische Café an der Akademie an, bei welchem die Gespräche, ohne den Umweg über eine bestimmte Theorie zu nehmen, sich direkt an die Menschen wenden, die auch die eigene Biografie zum Ausgangspunkt des Nachdenkens machen können. So können auch die verschiedenen Philosophien im Hinblick auf ihre Bedeutung für die eigene Lebensführung befragt werden. Eine philosophische Grundbildung ist dafür nicht notwendig, einzig die Freude am Nachdenken und gemeinsamen Sinnieren qualifiziert für die Teilnahme.

Inzwischen gibt es auch weitere Angebote, die sich auf bestimmte Philosoph:innen beziehen und tiefer in die Textarbeit einsteigen. Nach ethischen und sozialphilosophischen Auseinandersetzungen mit Immanuel Kant, Eva Illouz und Hannah Arendt wird in diesem Semester Martin Seel philosophisch bis politisch nach dem menschlichen Wohlergehen befragt.

VERANSTALTUNGSTIPPS

Do., 11.09., 09.10., 13.11., 11.12.2025, 19:00–21:00 Uhr
Das Philosophische Café
Das beliebte Format mit Markus Melchers
Markus Melchers
7,00 € je Termin | Nr. 6240F ff.

Di., 25.11.2025, 19:00–21:00 Uhr
Textseminar: Martin Seel
Wohlergehen – über einen Grundbegriff der praktischen Philosophie
Markus Melchers
10,00 € | Nr. 6244F

Weiterdenken – ein Jahr nach der ForuM-Studie

Tanz aus der Wunderkammer: Künstlerische Begleitung der Tagung durch Ulrike Oeter. Weiße Kinderkleider der Unschuld durchschreiten den Raum. Tanzende, springende Wesen voller Energie verzaubern. Schutzkleider und Mummenschanz treten in einen Dialog.

Tanz aus der Wunderkammer: Künstlerische Begleitung der Tagung durch Ulrike Oeter. Weiße Kinderkleider der Unschuld durchschreiten den Raum. Tanzende, springende Wesen voller Energie verzaubern. Schutzkleider und Mummenschanz treten in einen Dialog. Foto: U. Oeter

Der Studientag im März 2025 war ein Baustein, um konkrete Schritte hin zu einer traumasensibleren Kirche zu gehen und weiterzudenken. Entstanden sind Fragen, Ideen, Workshopwünsche:

  • Was brauche ich als Betroffene oder Überlebende, damit ich in Kirche und Gottesdienst das bekomme, was ich brauche?

  • Wie schaffen wir Räume/Atmosphären/Einstellungen und Strukturen, in denen die Scham die Seite wechselt?

  • Wie geht das mit Schuld, Wut, Trauer, Rachelust und Vergebung eigentlich wirklich?

  • (Wie) können wir Kirche in einem Gemenge von Täter:innen, Betroffenen, Verbündeten, Unterstützenden, Indifferenten, Bystandern leben?

  • Was verändert sich, wenn wir biblische Texte als Traumaliteratur lesen?

VERANSTALTUNGEN

Do., 27.11.2025, 10:00–12:00 Uhr
Sexualisierte Gewalt in der Kirche überwinden: welche Gottesdienste wollen wir feiern?
Wie klingt unsere Gottesdienstsprache im Ohr von Menschen mit Gewalterfahrungen? Wo haben Wut, Angst, nicht vergeben können Platz? Welche Gebete, Fürbitten, Lieder brauchen wir als Menschen mit unterschiedlichen Gewalterfahrungen? Ein Workshop nach der ForuM-Studie für Gottesdienstvorbereiter:innen und Interessierte.
Eli Wolf, Pfarrerin
9,00 € | Anmeldung erforderlich | Nr. 02515

Nachdenken zwischen Wäldern, Nature Journaling und im Buch der Natur lesen: Draußen abtauchen

Foto: T. Wester

„Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte. Ich wollte nicht das Leben, was nicht Leben war, das Leben ist so kostbar. Ich wollte tief leben… sodass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“ So formuliert es Henry David Thoreau in seinem Buch Walden, in dem er sein zwei Jahre zurückgezogenes Leben im Wald beschreibt. Thoreau suchte in der Begegnung mit Natur mehr als nur die (wissenschaftlich) beschreibbare Natur. Er will den Raum des Dazwischen erkunden, indem die Kräfte der Natur auf ihn wirken.

Der Theologe Uwe Habenicht, der in St. Gallen im Rahmen der „Forest Church Bewegung“ das Gottesdienstformat „WaldWunder“ draussen abtauchen in der Natur anbietet, spricht vom „Buch der Natur“ als Ort der Begegnung mit Gott. Das Buch der Natur ist allerdings von anderen Buchstabenbüchern deutlich unterschieden. Ob wir im Buch der Natur lesen können, hängt nicht vom Wissen und Gelehrsamkeit ab. Es geht nicht darum einzelne Zeichen erkennen und deuten zu können… Das Buch der Natur ist Chiffre für das Ganze, in das wir eintauchen. Nicht nur wir blättern im Buch der Natur, sondern das Buch der Natur blättert zugleich in uns…

Im Buch der Natur zu lesen heißt, in es abzutauchen, sich in ihm zu bewegen… Im Buch der Natur eröffnet sich der Zwischenraum der Begegnung und ist zugleich der Zwischenraum, in dem Gott mit uns und wir mit Gott co-präsent, gleichzeitig werden ohne ein zu werden.

Nature Journaling – eine Reise zu den Wundern der Natur, so bezeichnet Sibylle Kamphuis in ihrem 2. Naturnotizbuch das genaue Hinschauen und Staunen, das zu ihrem 2. Naturtagebuch geführt hat. Ein solches Naturnotizbuch zu führen ist mehr als nur Zeichnen – es ist eine Haltung der Neugier und Offenheit. Es lehrt mich jeden Tag neu, die Wunder der Schöpfung zu bestaunen.

VERANSTALTUNGEN

Sa., 06.09.2025, 12:00–15:00 Uhr
Komm’ mit und staune
Nature Journaling
1 Termin | 10,00 € | Nr. N2105

Sa., 06.09.2025, 15:00–16:00 Uhr
In die Schöpfung eintauchen
Dorothee Schaper
1 Termin | Eintritt frei | Nr. N2205

Raum der Freiheit: Perspektivwechsel gestalten – Zwischen Notwendigkeit und Freiheit

Gibt es in einer Welt, die voller Räume mit Rissen und Notwendigkeiten ist, einen Gegenentwurf? Gibt es einen Raum der Freiheit? Wo ist er wohl und wie kann er aussehen?

Foto: Seleneos von photocase

Im Nachdenken über Engagement und inspiriert von dem Journalisten und Philosophen Jürgen Wiebicke habe ich diesen „Goldstaub“ gefunden, um behutsam mit der Metapher von Kintsugi zu arbeiten.

Wie entsteht eigentlich eine gute Idee, aus der sich Engagement entwickelt? Die Antwort so einfach wie überzeugend: indem ein paar wenige Menschen zusammen sind, sich wohlfühlen und sich erlauben, ein wenig verrückt zu sein. Wenige bewirken viel!

Wenige bewirken viel, widerspricht den aktuellen Narrativen der Ohnmacht: ich kann ohnehin nichts bewirken. Wenige bewirken viel, wenn Begegnung gelingt, man sich dann tief in die Augen schaut, sich eine Prise Verrücktheit erlaubt und etwas wagt.

Dabei ist wichtig: es ist die Begegnung, die jedem guten Engagement zugrunde liegt. Erst Begegnung, dann Engagement! Wenn eine gute Idee nicht/nicht mehr funktioniert, dann nicht deshalb, weil die Idee nicht mehr gut ist, sondern weil das Miteinander und die Kultur der Begegnung nicht/nicht mehr funktionieren.

Der Gewinn gelingenden Engagements liegt auf der Hand. Es entsteht Unterstützung, ein großartiges Projekt, Gemeinschaft und die einzelnen Engagierten gewinnen auch. Sie können das Land der Notwendigkeiten, im Privaten wie im Beruflichen verlassen und das Land der Freiheit betreten.

Gemeinsam an etwas zu arbeiten, etwas zu machen, verleiht Macht, Wirksamkeit, manchmal sogar Erfüllung. Wenn Begegnung derart moralbefreit in Engagement mündet, dann ist es ansteckend, gelingt es auch.

Als Engagierte wenden wir den Blick von den Krisen ab und dem Möglichen zu. Die neue Welt fängt mitten in der alten an. Was für ein Perspektivwechsel!

Perspektivwechsel kann ich einüben. Auch hier gilt, in Begegnung, in Gemeinschaft mit anderen gelingt das besser. Auch hier verlasse ich das Land meiner Notwendigkeiten und betrete das Land der Freiheit. Ich richte mich gemeinsam mit anderen aus. Richte mich aus auf das, was in mir ist, was erspürt werden will, was wachsen will, in mir oder in der Gruppe.

Als Gruppe richten wir uns aus auf den Geist, die Inspiration. In solchen Momenten der Präsenz liegt die Chance, dass alte Bilder wegkippen und sich in der Aufmerksamkeit des Augenblicks Neues zeigen kann.

Räume der Freiheit zu eröffnen – das ist der rote Faden der Angebote in diesem Halbjahr.

PROGRAMMHIGHLIGHTS

Fr., 19.09.2025, Fr., 07.11.2025, 18:00–22:00 Uhr
Zusammen.LEBEN.Gestalten
Eine Inspirations-Fortbildung
Antje Rinecker, Stefan Hößl, Martin Bock
2 Termine | kostenfrei | Nr. 4221R

Do., 09.10.2025, 19:30–21:00 Uhr
„Herzensweite und klare Kante“ – Warum beides zusammen gehört.
Keltische Spiritualität für heute

Gerold Vorländer
1 Termin | 8,00 € | Nr. 4215R

Di., 28.10.2025, Di., 18.11.2025, 17:00–21:00 Uhr
„Am Anfang war…“
Zwei Workshops zu den biblischen Schöpfungserzählungen

Karsten Leverenz
2 Termine | je 15,00 € | Nr. 4233R

Mi., 27.11.2025, 19:00–21:00 Uhr
„Schäm Dich!?“
Vom Sinn und Drama unserer Schamgefühle – Drei biblische Schamgeschichten

Jörg Heimbach, Antje Rinecker
3 Termine | 24,00 € | Nr. 4217R

„Schreiben ist mein Kompass“: Ein Gespräch mit unserer Schreibdozentin Claudia Satory

Foto: Costa Belibasakis

Frau Satory, was ist der rote Faden in Ihrer Arbeit?

Claudia Satory: Menschen sind einzigartig und unverwechselbar. Ob Coachees, Romanfiguren, Schüler:innen oder Teilnehmende meiner Workshops und Kurse – sie alle bewegen mich, und ich bewege sie. Normen und biografische Risse bestimmen oft unser Denken, dabei verlieren wir schnell unsere Ziele aus dem Blick – und uns selbst! Ich sehe es als meine Aufgabe, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, sich selbst wiederzufinden, sich neu zusammenzusetzen – durch Sprache und Lebensgeschichten, um einen klaren Blick auf das eigene Leben zu gewinnen. Damit wird der rote zum goldenen Faden.

Wie begann Ihr Weg in diese Richtung?

Claudia Satory: Nach einer Bankausbildung und einem BWL-Studium zog es mich zur Literatur und zur Arbeit mit Menschen. Neben einer Coachingausbildung, und zahlreichen Fortbildungen in Persönlichkeitsentwicklung, leitete ich meine eigenen Schreibwerkstätten. Heute verbinde ich kreatives Schreiben mit Entspannungstechniken – und begleite Menschen auf ihrem Weg zu mehr Klarheit und Selbstverbindung.

Sie sagen, Schreiben sei mehr als ein Werkzeug – es sei Kompass, Taschenlampe und Atem zugleich. Was meinen Sie damit?

Claudia Satory: Schreiben bringt Klarheit. Es ist Mittel zum Zweck, um den inneren Prozess anzustoßen und dem Schreibenden sichtbar zu machen. Wenn wir unsere Gedanken auf Papier bringen, können wir verstehen, was uns bewegt – und warum. Es ist ein innerer Monolog und oft erkenntnisreicher als jedes Gespräch. Worte öffnen Räume – für Schmerz, für Schönheit, für alles, was oft unausgesprochen bleibt. Schreiben ist ein Aufbruch, wieder zu sich selbst zu finden.

„Mit Herzblut und Wind unter den Füßen“

Wie sind Sie auf die Idee des Lebenskompass gekommen?

Claudia Satory: Schreiben war für mich immer ein Weg, dem Ungeklärtem mit Worten eine Kontur zu geben. Gefühle, die mich einnahmen, haben oft erst auf dem Papier eine Form bekommen, die ich hinterfragte. Daraus habe ich den Lebenskompass entwickelt – eine Methode, mit der ich biografische Erinnerungen durch Perspektivwechsel, Fiktion und kreative Zugänge sichtbar mache. Manchmal macht die „andere“ Ebene ein Erinnern erst möglich. Ich entdecke meinen Kern, und befähige mich, eigenverantwortlich zu handeln und verfolge meine wirklichen Interessen.

Was geschieht konkret beim Schreiben als Lebenskompass?

Claudia Satory: Am Anfang steht das Ereignis, das sich im Schreibprozess zeigt und die Spuren, die es hinterlassen hat. Dabei entstehen Klarheit, Verständnis, manchmal auch Versöhnung und Transformation. Die Erkenntnis schafft Raum für Neues. Am Ende wissen viele: Jetzt kenne ich meine Richtung und weiß, was zu tun ist.

Wie begleiten Sie Ihre Teilnehmenden auf diesem Weg?

Claudia Satory: Ich arbeite im Kern mit offenen, intuitiven Fragen. Jede Kompassgruppe bringt ihre eigenen Themen mit. Das bedeutet für mich, neben meinem übergeordneten Konzept auch zwischen den Zeilen zu lesen und zu spüren, welche unausgesprochenen Fragen nach Antworten suchen. Wichtig ist mir, dass meine Teilnehmenden ihren individuellen Weg finden. Es geht nicht um perfekte Texte, sondern um Wahrhaftigkeit. Meine Empfehlung ist, sich treiben zu lassen. Wie ein Kind, das Raum und Zeit vergisst und in seinem Tun aufgeht.

Was erleben Ihre Teilnehmenden beim „Schreiben als Lebenskompass“?

Claudia Satory: Sie erleben, dass Schreiben nicht nur Ausdruck ist – sondern Erkenntnis. Nicht nur Rückblick – sondern ganz wesentlich der Blick ins Jetzt, um dann nach vorn zu schauen. Zu Beginn kommen einige mit vagen Fragen oder einem Gefühl von „So geht es nicht weiter“. Im Verlauf kommt es zu Aussagen wie: „Ich wusste gar nicht, dass das in mir ist“ oder „Ich spüre, wohin es gehen soll – auch wenn ich den Weg noch nicht kenne.“ Und ja – es wird gelacht, geweint und geschwiegen. Schreiben ist Hingabe. An sich selbst und das Leben.

Und am Ende?

Claudia Satory: Viele fühlen sich „wie neu zusammengesetzt“, wie es eine Teilnehmerin für sich auf den Punkt brachte. „Ich gestalte meinen Lebensweg ab heute.“ Und genau das ist der Anfang. „Schreiben als Lebenskompass“ geht weiter …

Schreiben als Lebenskompass ist eine selbstbestimmte Form, die eigenen Risse und Prägungen zu betrachten – damit umzugehen und vielleicht sogar zu transformieren.

Probieren Sie es mit diesem Schreibimpuls aus:
„Ein Brief aus der Zukunft an mein heutiges Ich“

VERANSTALTUNGEN

Di., 09.09.–09.12.2025, 18:00–20:15 Uhr
Schreiben am Abend – Denken auf Papier
8 Termine | 99,00 € | Nr. 7244F

Sa., 13.09., 11.10., 15.11.2025, 10:00–16:00 Uhr
Schreiben als Lebenskompass in Beruf und Alltag
Semestergruppe: Persönlichkeitsentwicklung mit biografischem Schreiben
3 Termine | 120,00 € | Nr. 3233BR

Sa., 04.10.2025, 11:00–16:00 Uhr
Schreiben am Samstag – Kreatives Schreiben lernen in Gemeinschaft
1 Termin | 33,00 € | Nr. 7247F

Mo.–Fr., 20.07.–24.07.2026, Bildungsurlaub
Schreiben als Lebenskompass in Beruf und Alltag – Fokussieren mit Biografiearbeit
5 Termine | 300,00 € | Nr. 26U389BR

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